Pressemeldung

Die Ärmsten zahlen die Zeche

Kosten für Nahrungsmittelimporte auf Rekordniveau – Hunger nimmt zu

Die Zahl der Hungernden steigt. Die dramatischen Ereignisse in Ostafrika sind nur die Spitze des Eisberges. Die weltweite Hungerkrise ist keine Naturkatastrophe, sondern von Menschen gemacht. Im Blick auf den Welternährungstag am 16. Oktober haben Vertreter des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“ und der Menschenrechtsorganisation FIAN am 5. Oktober in Berlin die Politik aufgefordert, endlich die lokale und nationale Nahrungsmittelproduktion ganz oben auf die Agenda einer nachhaltigen Hungerbekämpfung zu setzen und so dem Menschenrecht auf Nahrung Geltung zu verschaffen. Gegenwärtig zahlen die Ärmsten die Zeche.

 

Als Kernproblem bezeichnen die Organisationen die wachsende Abhängigkeit armer Länder von Nahrungsmittelimporten. Nach ihren Angaben haben sich die Kosten der weltweiten Nahrungsmittelimporte seit 2000 verdreifacht. Sie erreichen 2011 knapp eine Billion Euro. Dies treffe die ärmsten Länder, die ohnehin am Tropf des Weltmarkts hängen, am härtesten, heißt es. Die Kosten der ärmsten Länder für Nahrungsmittelimporte stiegen gegenüber 2010 um 30 Prozent - Importkosten für Getreide in Afrika südlich der Sahara doppelt so stark.

Noch vor 30 Jahren waren die meisten Länder Selbstversorger. Dass sich die ärmsten Länder heute über den Weltmarkt ernähren müssen, ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Politik der Diskriminierung bäuerlicher Landwirtschaft, kritisieren die Organisationen. Diese Politik wurde von den Industrienationen maßgeblich (mit)bestimmt. So hat das Exportdumping europäischer Agrarüberschüsse die lokale Nahrungsproduktion in vielen afrikanischen Ländern systematisch untergraben. „Die so geschaffene Abhängigkeit reißt nun die ärmsten in den Hunger“, betonte Ernährungsexperte Bernhard Walter von „Brot für die Welt“. „Der Grund sind Politiken, die das Menschenrecht auf Nahrung ignorieren.“

Eine Kehrtwende der Politik ist nicht in Sicht. Im von Dürre und Hunger betroffenen Kenia zum Beispiel muss Nahrungsmittelproduktion großen Agrarexportprojekten weichen, wie Roman Herre, Agrarreferent von FIAN, erläuterte. „Im Tana-Delta sollen 32 Dörfer einer riesigen Zuckerrohrplantage zur Ethanolproduktion Platz machen“, berichtete er.

Das von „Brot für die Welt“ und FIAN mit herausgegebene internationale „Jahrbuch zum Recht auf Nahrung 2011“ (Right to Food and Nutrition Watch 2011) zeigt an Fallbeispielen, dass Verursacher von Hunger benennbar sind und zur Verantwortung gezogen werden können und müssen. So kann Hunger effektiv bekämpft werden.

Kontakt
Rainer Lang, „Brot für de Welt“, Tel. 0174 313 56 51
Roman Herre, FIAN Deutschland, Tel. 0176-76145926


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