Pressemeldung

Schleppender Verlauf der Stichwahl in Liberia


(Bonn / Monrovia 11.11.2011) Drei Tage nach der Stichwahl zwischen der amtierenden Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf und ihrem Herausforderer Winston Tubman wird offenkundig, dass der Urnengang sehr schleppend verlaufen ist und die Wahlbeteiligung durchweg niedrig war.

Nachdem 86,6 Prozent der Wahllokale ausgezählt sind, hat die Wahlkommission am Donnerstag eine Wahlbeteiligung von enttäuschenden 37,4 Prozent bekanntgegeben. Allerdings ist es am Wahltag friedlich geblieben. Einen Tag vor der Stichwahl, am Montag, den 7. November, war bei einer illegalen Demonstration des oppositionellen Kongresses für einen Demokratischen Wandel (CDC) ein Mensch bei Auseinandersetzungen mit der liberianischen Polizei getötet und mehrere verletzt worden.

Heiko Meinhardt, Leiter der EED-Beobachtungsmission, führt die niedrige Wahlbeteiligung auf drei Faktoren zurück: „Zum einen ist der Boykottaufruf des CDC von dessen Anhängerinnen und Anhängern offensichtlich weitgehend befolgt worden.“ Darüber hinaus habe eine Rolle gespielt, dass viele das Rennen ohnehin für entschieden gehalten hätten. „Deshalb haben viele wohl darauf verzichtet, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen“, nimmt er an. Schließlich hätten „die Ereignisse vom Montag viele Wählerinnen und Wähler verängstigt – vor allem in großen Teilen Monrovias“, gibt Meinhardt zu bedenken. Derzeit liegt der Stimmanteil der amtierenden Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf bei 90,29 Prozent. Ihr Herausforderer Winston Tubman erreicht 9,71 Prozent.

Seit dem Tod des Demonstranten war die Stimmung - vor allem in Monrovia – angespannt. Die Regierung hatte noch am gleichen Tag drei Radiostationen geschlossen, die der Opposition nahestehen. Man habe verhindern wollen, dass Hassbotschaften gesendet würden, hieß es zur Begründung. Das westafrikanische Land ist 2003 aus einem langjährigen, äußerst grausam geführten Bürgerkrieg hervorgegangen.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen weist Benjamin Lartey, Generalsekretär des (Liberian Council of Churches, LCC), darauf hin, dass die Ereignisse vom Montag „eine große Herausforderung für die Kirchen und die Zivilgesellschaft“ seien. „Dafür zu sorgen, dass die Gräben nicht noch tiefer werden und Brücken zwischen den Lagern zu schlagen, wird viel Arbeit kosten und einiges Durchhaltevermögen verlangen.“ Der LCC werde beiden Seiten als Mediator zur Verfügung stehen.

Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) hat drei Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter entsandt, die die Stichwahl zum Präsidentenamt am Dienstag, den November 2011 in Liberia begleiten. Sie unterstützen die Wahlbeobachtung des Liberianischen Kirchenrates, einem langjährigen Partner des EED. Dieser hatte mit Unterstützung des EED über 600 liberianische Wahlbeobachter ausbilden lassen. Ziel des Engagements ist es, den Demokratisierungsprozess in Liberia zu fördern.

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Für Interviewanfragen erreichen Sie den Leiter des EED-Wahlbeobachtungsteams, Heiko Meinhardt, unter +231 - 880 / 84 80 91.


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