Das schweizer Unternehmen hat in Sierra Leone großflächig Land zum Anbau von Zuckerrohr gepachtet und stellt daraus Ethanol für den europäischen Markt her. „Viele Bauern im Norden haben große Teile ihres Ackerlandes an Addax verpachtet. Sie glaubten, dass sie sich mit dem angebotenem Ersatzland versorgen könnten“, so Francisco Mari, Agrarhandelsexperte des EED. Addax habe aber versäumt, die Ersatzflächen rechtzeitig zur Aussaat zu roden und zu pflügen. Nun belege eine vom „Netzwerk für Nahrungssicherheit“ vorgestellte Studie, dass den Familien der Kleinbäuerinnen und -bauern nicht genügend Nahrung zur Verfügung stehe. „Mitten in der Erntezeit werden jetzt in den betroffenen Dörfern die Vorräte knapp. Für die Regenzeit befürchten wir Hunger in der Region“, so Karen Neumeyer, Kampagnenkoordinatorin bei "Brot für die Welt". Die Studie erhebe zudem schwere Vorwürfe gegen Addax, was den Zugang zu sauberem Wasser angeht. „Die Umleitung zweier Zuflüsse haben beispielsweise in einem Dorf die Bäche versiegen lassen, sauberes Wasser ist für die Menschen nicht mehr vorhanden“, so Neumeyer weiter.
Die Studie belege, Pachtverträge von Addax verstießen gegen fundamentale Rechte der Menschen vor Ort. So könne nur in London, Sitz der Addax Muttergesellschaft, gegen die Pachtverträge geklagt werden. „Das ist natürlich für Kleinbäuerinnen und –bauern aus Sierra Leone unmöglich“, so Franisco Mari. Die Verfasser der Untersuchung sähen in solchen Klauseln einen gefährlichen Nährboden für mögliche Konflikte. „Eine unabhängige Begleitung des Projektes, mehr Transparenz und Einbezug der Aktivisten vor Ort ist unerlässlich. Nur so können Spannungen in der Region abgebaut werden“, so Mari weiter.
„Ethanolherstellung ist für Addax nur profitabel, wenn der Treibstoff anschließend in die EU exportiert wird“, so Karen Neumeyer. In der Schweiz würden Ethanolimporte keine Zollerleichterungen erhalten. Dies sei bezeichnend für die mangelnde Verantwortung der EU gegenüber den negativen Auswirkungen von Agrotreibstoffen. „Nur um die EU-Beimischungsquoten für Treibstoffe zu erfüllen, darf nicht die Ernährungssicherheit vieler Entwicklungsländer gefährdet werden“ sagt Neumeyer. Auch für die beteiligten Entwicklungsbanken, unter anderem die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), gelte: „Wer ein solches Investment finanziell absichert, muss es auch auf seine Auswirkungen auf die Menschrechte vor Ort überprüfen“, bilanziert Francisco Mari.
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