Pressemeldung

Trotz Boykottaufruf: Stichwahl in Liberia findet wie geplant statt


(Bonn / Monrovia 07.11.2011) Die wichtigste liberianische Oppositionspartei, der Kongress für einen Demokratischen Wandel (CDC), hat ihre Anhängerinnen und Anhänger zum Boykott der Stichwahl ums Präsidentenamt am 8. November 2011 aufgerufen. Als Begründung für den Boykott, nannte die CDC die Umstände, unter denen das Ergebnis des ersten Wahlgangs zustande gekommen war. Demgegenüber hatten jedoch ausnahmslos alle Wahlbeobachtenden, unter denen auch drei vom EED vermittelte sind, den Wahlprozess als friedlich, geordnet und transparent charakterisiert. Das Ergebnis sei glaubwürdig.

Die CDC hatte im ersten Wahlgang 32,7 Prozent der Stimmen auf sich

vereinen können. Sie wird von Winston Tubman, einem ehemaligen

Diplomaten, und dem Ex-Fußballstar George Weah geführt. Als Siegerin war

- mit 43,9 Prozent der Stimmen - die Partei der Einheit (UP) der

amtierenden Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf aus dem ersten Wahlgang

hervorgegangen.

 

In den letzten Tagen sind eine ganze Reihe Drohungen bekannt

geworden, den Wahlablauf gewaltsam stören zu wollen. Diese werden Teilen

der CDC zugeschrieben. Kaum abzusehen ist, wie viele Wählerinnen und

Wähler dem Boykottaufruf tatsächlich folgen werden. Nicht alle

CDC-Anhängerinnen und Anhänger scheinen dazu entschlossen.

 

 

Benjamin Lartey, Generalsekretär des Liberianischen Kirchenrates

(LCC), bedauerte die Entscheidung der CDC-Führung, sich aus dem

Wahlprozess zurückzuziehen: „Seit einer Woche haben wir intensiv mit den

Parteien, der Wahlkommission und Vertretern verschiedener

internationaler Organisationen konferiert, um die Stichwahl auf eine

möglichst breite Basis zu stellen.“ Das sei leider nicht gelungen. „Im

Moment geht es deshalb vor allem darum, den friedlichen Verlauf der

Wahlen abzusichern. Es darf kein Klima der Angst entstehen“, warnt

Lartey. Auch der Interreligiöse Rat hat in einer Pressekonferenz noch

einmal nachdrücklich auf die Bedeutung der Wahlen verwiesen und

aufgerufen, daran teilzunehmen.

 

 

Heiko Meinhardt, Leiter der EED-Beobachtungsmission, betonte, dass

die Wahlbeobachtung jetzt zusätzliches Gewicht erhalte, weil eine der an

der Stichwahl teilnehmenden Parteien zum Mittel des Boykotts greife:

„Damit versucht die CDC, die Wahl und folglich die zukünftige Regierung

zu delegitimieren“, gibt Meinhardt zu bedenken. „Verläuft die Stichwahl

glaubwürdig und transparent, würde das positive Votum der

Wahlbeobachtungsmissionen dem Prozess – und damit der künftigen

Regierung – deutlich mehr Legitimität verleihen.“ Deshalb müssten die

Wahlbeobachter und Wahlbeobachterinnen auch genau hinsehen, ob der

Urnengang zu einer Machtdemonstration der UP gerate. Ebenso wichtig sei

es jedoch, gezielte Störversuche der CDC zu identifizieren.

 

 

Die EED-Wahlbeobachtenden unterstützen die Wahlbeobachtung des LCC,

einem langjährigen Partner des EED. Ziel ist es, den

Demokratisierungsprozess in dem westafrikanischen Land zu fördern.

 

Uwe Kerkow

*****

Für Interviewanfragen erreichen Sie den Leiter des EED-Wahlbeobachtungsteams, Heiko Meinhardt, unter +231 - 880 / 84 80 91.


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