Die Auslieferung nach Belgien erscheint als die konkreteste und schnellste Option, um sicherzustellen, dass Habré sich tatsächlich für die ihm zur Last gelegten Verbrechen im Rahmen eines fairen und gerechten Verfahrens verantworten muss.
„Für die Opfer ist vor allem der Zeitfaktor von zentraler Bedeutung: Allein im Jahr 2011 sind 15 Überlebende des Habré-Regimes verstorben“, unterstreicht Jacqueline Moudeïna. Die tschadische Anwältin setzt sich seit vielen Jahren für ein solches Verfahren ein und erhielt für ihr Engagement 2011 den alternativen Nobelpreis.
Nach vierjährigen Ermittlungen und umfangreichen Zeugenbefragungen war Hissène Habré 2005 wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Völkermordes in Belgien angeklagt worden. Ein Prozess könnte dort sofort beginnen. Belgien hatte am 17.1.2012 zum vierten Mal bei den senegalesischen Behörden ein Auslieferungsersuchen für Habré eingereicht. Senegal hatte zuvor ein Ersuchen aus formalen Gründen abgelehnt.
Eine Positionierung auch der Europäischen Union gegenüber den beiden wichtigsten Akteuren in dieser Angelegenheit - dem senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade sowie der Afrikanischen Union - ist vor diesem Hintergrund dringend.
Misereor, „Brot für die Welt“ und Human Rights Watch fordern die Europäische Union auf, Belgien zu unterstützen und sich gegenüber Vertretern der Afrikanischen Union für die Auslieferung Hissène Habrés einzusetzen. Die Menschenrechtsverletzungen unter der Herrschaft Habrés dürften nicht straflos bleiben.
Unter dem Regime Habré wurden zwischen 1982 und 1990 mehr als 40.000 Menschen getötet und Tausende gefoltert.
Kontakt:
Misereor | Ralph Allgaier, Pressesprecher, ralph.allgaier@misereor.de, 0241-442 529
Brot für die Welt | Renate Vacker, Pressereferentin, r.vacker@brot-fuer-die-welt.de, 0711-21 59 186
Human Rights Watch | Wenzel Michalski, Geschäftsführer, michalw@hrw.org, 030-25 93 06 12