„Deutsches und EU-Fleisch verdrängt auf immer neuen Märkten die einheimischen Tierhalter und beraubt besonders Kleinbäuerinnen in Afrika zusätzlicher Einnahmen aus dem Geflügelverkauf“, so Francisco Mari, Agrarhandelsexperte bei Brot für die Welt „Nicht nur die Unmengen an gefrorenen Fleischstücken haben in Ländern wie Ghana oder Kongo einheimische Produzenten verdrängt. Mit Importpreisen von ca. 80 Eurocent pro Kilo können sie nicht konkurrieren. Diese Preise sind unfair und verbotenes Dumping. Die gleichen Fleischteile kosten in Deutschland trotz aller Fleischrabattschlachten mindestens drei Euro.“
Brot für die Welt setzt sich seit Jahren dafür ein, die Fleischexporte nach Afrika einzudämmen, weil sie nicht zu einer besseren Versorgung der Bevölkerung beitragen, sondern die lokale Produktion zerstören und den Menschen Einkommensgrundlagen entziehen. „In den kleinbäuerlichen Betrieben Afrikas, die immer noch 80 Prozent aller Bauernhöfe ausmachen, ist die Haltung von Hühnern eine wichtige Bargeldeinnahme, um laufende Kosten für Gesundheit und Bildung zu bestreiten, aber auch für den Ankauf von Saatgut, für Transportkosten oder als Spargroschen“, so Francisco Marí weiter.
„Tierhaltung ist ein grundlegender Bestandteil einer nachhaltigen und multifunktionalen Landwirtschaft, die zur Versorgung der eigenen Bevölkerung dient“, ergänzt Stig Tanzmann, Landwirtschaftsexperte bei Brot für die Welt.
In Absichtserklärungen erkennt das auch die Bundesregierung an und fordert eine bessere Förderung der Nahrungsmittelproduktion in armen Ländern. Zum Beispiel soll im westafrikanischen Benin, dem Hauptimportland für europäische Hähnchenteile, die lokale Tierhaltung nach Vereinbarungen der G8 New Alliance for Food Security and Nutrition ausgebaut werden. „Bei 133 Millionen Kilo importierten Billigfleischteilen aus der EU fühlen sich die Kleinbauernverbände in Benin von der Bundesregierung auf den Arm genommen. Wer soll in Tierhaltung investieren, wenn das billige EU-Hühnerfleisch inzwischen das lokale Rindfleisch oder selbst die Fischer vom Markt verdrängt?“ so Stig Tanzmann weiter.
Brot für die Welt fordert die EU und die Bundesregierung auf, die Anreize zur Überproduktion zu stoppen und den Export von Fleisch nach Afrika einzudämmen. Die derzeitige Überproduktion ist nur durch den billigen Anbau von Gensoja als Tierfutter in Südamerika mit schwerwiegenden ökologischen und sozialen Folgen möglich. „Die ganze Kette der Fleischproduktion ist ökologisch und sozial eine einzige Fehlentwicklung“, so Stig Tanzmann abschließend, „auch deswegen beteiligen wir uns an der Demonstration für eine Agrarwende, die an diesem Samstag am größten europäischen Geflügelschlachthof in Wietze stattfindet. Eine nachhaltige, tiergerechte, auf einheimische Futtermittel aufbauende Tiermast bei uns würde Billigexporte nach Afrika weniger lukrativ machen.“
Weiteres Datenmaterial finden Sie hier: bfdw.de/grafikfleisch
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