90 Prozent der biologischen Vielfalt der Erde befinden sich in den Entwicklungsländern. Diese Vielfalt an Arten und Ökosystemen ist der Reichtum des Südens - zumindest in der Theorie. In der Praxis eignen sich Forschungslabors und Unternehmen aus dem Norden – meist ohne Zustimmung der Regierungen und indigenen Bevölkerungsgruppen - die genetischen Ressourcen und das traditionelle Wissen an.
Seit 20 Jahren versucht die Internationale Staatengemeinschaft die illegale Aneignung und Nutzung von genetischen Ressourcen juristisch einzudämmen. Mit der Verabschiedung des so genannten Nagoya-Protokolls auf der UN-Konferenz zu Biodiversität im Jahre 2010 schien ein wichtiger Schritt gegen Biopiraterie gelungen zu sein.
Eine neue Studie von Brot für die Welt und Partnerorganisationen zeigt allerdings, dass das Protokoll die Bedürfnisse von Entwicklungsländern nicht ausreichend berücksichtigt und die Rechte indigener Völker nicht festschreibt. Der aktuell diskutierte Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission zur Umsetzung füllt die Lücken des Protokolls nicht. Mit dem Richtlinienentwurf werden eindeutige Fälle von Biopiraterie zukünftig in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union nicht verhindert; die Vermarktung von Produkten aus Biopiraterie soll unbehindert weiterlaufen können.
Im Rahmen des Presse-Hintergrundgesprächs präsentiert Brot für die Welt gemeinsam mit dem Third World Network die Studie und stellt anhand eines Beispiels dar, welche Auswirkungen die geplante EU-weite Umsetzung des Protokolls für die Länder des Südens hätte.
Ablauf:
10.00 Uhr
Biopiraterie - eine Herausforderung für die Entwicklungszusammenarbeit
Sven Hilbig, Referent Welthandel und Internationale Umweltpolitik, Brot für die Welt
Was bedeutet das Nagoya Protokoll für die Zivilgesellschaft?
Yoke Ling, Autorin der Studie, Third World Network (engl. mit Übersetzung)
Wie plant die EU-Kommission den Zugang zu genetischen Ressourcen zu regeln?
Hartmut Meyer, Autor der Studie
10.30 Uhr:
Fragen, Diskussion und Interviewmöglichkeit
Wir bitten um Anmeldung unter presse@brot-fuer-die-welt.de
Pressekontakt: Urte Lützen, urte.luetzen@brot-fuer-die-welt.de; 030-65211-1835
Weiterführende Informationen: http://bfdw.de/biodivpublikationen