„Besonders Vertreter der ärmsten Länder und der kleinen Inselstaaten sind tief geschockt und frustriert über den Verhandlungsprozess in Bonn. Er hat Anlass zur Befürchtung gegeben, dass die großen Staaten im Finale des Klimagipfels in Paris ihre Themen und Interessen durchsetzen und die Anliegen der kleinen und schwachen Staaten dabei völlig übergehen“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. „Die Unterstützung der Ärmsten bei der Anpassung an nicht mehr rückgängig zu machende Klimaveränderungen und bei der Bewältigung der permanenten Verluste ist eine Voraussetzung dafür, dass nicht noch weitere Millionen Menschen Regionen verlassen müssen, die unbewohnbar und unfruchtbar geworden sind.“ Wer heute laut über die Dringlichkeit von Fluchtursachenbekämpfung rede, könne nicht zugleich die Ärmsten mit dem Desaster alleine lassen. Darum müsse es sich die Europäische Union zu eigen machen, die Anerkennung der Interessen der ärmsten und verletzlichsten Staaten in Paris durchzusetzen.
Doch bisher hat sich die EU dieser Aufgabe noch nicht angenommen. Besonders enttäuschend verhielt sie sich bei dem Thema, wie zukünftig der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten geregelt wird. Sabine Minninger, Referentin für Klimapolitik, stellt fest: „Durch das passive Verhalten der EU wurde die wichtige Chance vertan, den ärmsten und verletzlichsten Staaten ein Signal der Solidarität zu geben. Gerade für diese Staaten ist es ein zentrales Anliegen, dass der Umgang mit Klimaschäden auch im Pariser Klimaabkommen verankert wird.“ Zu den verletzlichsten Staaten gehören die Inselstaaten, die durch den Anstieg der Meeresspiegel in ihrer Existenz bedroht sind und die Gruppe der ärmsten Länder der Erde (LDC) wie Tschad oder Bangladesch, in denen sich Hunger und Armut durch den Klimawandel massiv verschärfen.
Wie der Umgang mit Klimaschäden politisch gestaltet werden kann und welche Aspekte besondere Berücksichtigung finden müssen, zeigt die gemeinsame Studie von Brot für die Welt, des kirchlichen Netzwerks ACT Alliance und Germanwatch mit dem Titel „Klimabedingte Schäden und Verluste – Die politische Herausforderung annehmen und gerecht lösen“, die am 3. November veröffentlicht wird.
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