Die gute Nachricht: Die Zahl der Hungernden geht zurück. Aber: Mangelernährung nimmt zwei Milliarden Menschen die Chance auf Gesundheit, Lern- und Leistungsfähigkeit. Sie bekommen zwar genügend Kalorien, aber ihre Ernährung ist zu einseitig, es fehlt ihnen an wesentlichen Mikronährstoffen und Vitaminen. Frauen und Mädchen sind besonders betroffen, denn sie kommen in vielen Gesellschaften am Familientisch traditionell zu kurz: Unter dem Vorwand, Männer würden besonders hart arbeiten, sind für sie die größere Portion oder das einzige Stück Fleisch reserviert.
„Das ist eine für Frauen unter Umständen lebensgefährliche Leugnung der Tatsachen“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. „Besonders in armen Gesellschaften des Südens arbeiten Frauen körperlich – speziell in der Landwirtschaft - häufig härter als Männer und haben daher einen hohen Bedarf an Nährstoffen.“ In Südostasien beispielsweise sind die Arbeitskräfte in der Reisproduktion zu 90 Prozent weiblich. Weltweit sind allein 528 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter durch Eisenmangel von Blutarmut, von Anämie, betroffen. Damit sind sie besonderen Risiken ausgesetzt. Viele Todesfälle von Frauen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt lassen sich auf Blutarmut zurückführen.
Zudem werden die Zusammenhänge unterschiedlicher Formen der Benachteiligung von Frauen und Mädchen noch zu wenig beachtet: Frauen leiden unter Hunger und Mangelernährung besonders in den Ländern, in denen es Gesetze gibt, die sie diskriminieren (etwa als Landbesitzerinnen ausschließen) oder in denen Töchter in vielfacher Hinsicht benachteiligt werden. Die Benachteiligung von Frauen und Mädchen z.B. bei der familiären Zuteilung von Nahrungsmitteln verschärfen sich auf der Flucht oder nach Naturkatastrophen. So war das Sterberisiko in den ersten zwei Jahren nach einem schweren Taifun auf den Philippinen für Mädchen dreimal höher, wenn sie Brüder hatten.
„Wir brauchen im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung Geschlechtergerechtigkeit“, so Cornelia Füllkrug-Weitzel, „technische Lösungen, wie Vitamin-Zusätze im Trinkwasser oder ähnliches, die die Wirtschaft und manche von ihr beeindruckten Regierungen anbieten, werden das Problem ungerechter Zugänge zu Nahrungsmitteln nicht lösen. Wir müssen die Armut von Frauen wirksam bekämpfen und ihre Rechte auf Bildung, Arbeit und Gesundheit stärken, sodass sie die Voraussetzungen haben, die sie brauchen, um sich und ihre Familien gesund ernähren zu können.“
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