Die Studie mit dem Titel „Mein Auto, mein Kleid, mein Hähnchen – Wer zahlt den Preis für unseren grenzenlosen Konsum“ analysiert Fallbeispiele aus mehr als zwanzig Ländern und nennt bekannte Firmennamen wie Aldi, Hugo Boss oder VW. Sie zeigt, dass es viele Konsumgüter mittlerweile zum Niedrigpreis gibt: das Hähnchen im Sonderangebot für zwei Euro, die Hose für zehn. Die Kosten zahlen vor allem die Menschen, die fernab der westlichen Metropolen leben: Näherinnen, die bis zu 16 Stunden täglich in den Textilfabriken von Bangladesch arbeiten oder Kleinbauern in Paraguay, die von ihren Feldern vertrieben werden, weil dort Soja für deutsche Hähnchenmastbetriebe angebaut wird.
Von den schlechten Produktionsbedingungen in der Wertschöpfungskette profitieren vor allem die Unternehmen. Ihre Umsätze übersteigen die Wirtschaftskraft mancher Staaten inzwischen um das Vielfache: So gibt es nur 22 Länder, die eine höhere Wirtschaftsleistung als die US-Kette Wal-Mart haben. Trotzdem übernehmen Unternehmen nicht die Verantwortung für die Produktionsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette, obwohl ihr Einfluss entscheidend wäre.
Die Bundesregierung entwickelt zurzeit den nationalen Aktionsplan zur Unternehmensverantwortung. Der erste Entwurf liegt den verschiedenen Bundesministerien zur Abstimmung vor. Brot für die Welt begleitet den Prozess und fordert, dass Sorgfaltspflichten für Unternehmen gesetzlich festgeschrieben werden.
Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt, warnt davor, Unternehmensgewinne gegen Menschenrechte und Arbeitsstandards auszuspielen: „Wenigen ist bewusst, welchen zentralen positiven oder negativen Einfluss die deutsche Wirtschaftspolitik auf die Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern hat. Es ist an der Zeit, dass der Gesetzgeber in Deutschland ansässige Unternehmen dazu verpflichtet, menschenrechtliche Sorgfaltspflichten entlang ihrer gesamten Lieferkette einzuhalten, damit weder sklavenartige Arbeitsbedingungen, noch Löhne, von denen keine Familie leben kann, noch zerstörte Lebensgrundlagen Menschen die Zukunftschancen in ihrer Heimat rauben.“ Das wäre ihrer Meinung nach auch ein glaubwürdiger Ausdruck dessen, dass es der Bundesregierung ernst mit der Fluchtursachenbekämpfung ist. Mehr Entwicklungshilfe sei zudem sinnvoll – aber nur, wenn sie nicht lediglich die negativen Folgen deutscher Außenwirtschaftspolitik kompensiere.
Die Studie „Mein Auto, mein Kleid, mein Hähnchen“ finden Sie hier, eine interaktive Weltkarte zur Studie unter.
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