Brot für die Welt: Handel mit Afrika fair gestalten.
Die Europäische Union (EU) und die Bundesregierung haben afrikanischen Staaten Unterstützung beim Aufbau einer eigenen Wirtschaft zugesagt. Billigexporte von Geflügelfleisch aus der EU lassen einheimischen Produzenten jedoch kaum Chancen. Brot für die Welt appelliert an die Bundesregierung, sich in der EU für Änderungen der bestehenden Wirtschaftspartnerschaften einzusetzen und die Handelsbeziehungen mit Afrika fair zu gestalten.
Im vergangenen Jahr hat die EU ihre Exporte von Geflügelfleisch nach Afrika auf 680 Millionen Kilogramm erhöht. Das ist ein Anstieg von zehn Prozent gegenüber 2015. Da der Verkauf der in Europa begehrten Hähnchenfilets bereits gewinnbringend ist, wurden die Ausfuhrpreise von Hähnchenteilen auf durchschnittlich 0,75 Euro pro Kilogramm gedrückt. Mit diesen niedrigen Preisen können afrikanische Geflügelproduzenten nicht mithalten. Mit den 500 Millionen Euro, die Afrika für Fleischimporte zahlt, könnten mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze in der Hühnermast, im Futtermittelanbau, im Zwischenhandel und in der Schlachtung geschaffen werden. Die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, sagt: „Die EU muss, wie die Bundeskanzlerin auf einer G20-Veranstaltung versprochen hat, Afrika neue faire Handelsbeziehungen anbieten.“ Dazu gehöre, dass sich Staaten vor EU-Billigexporten schützen können müssen. Füllkrug-Weitzel: „Am besten wäre es, die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen der EU mit Afrika auszusetzen und neue faire Abkommen zu verhandeln.“
Liberia importiert Geflügelfleisch aus Europa für nur 0,48 Euro pro Kilogramm. Auf dem Markt in der Hauptstadt Monrovia kostet ein Kilo Hähnchenschenkel allerdings 2,50 Euro. Francisco Marí, Agrarhandelsexperte von Brot für die Welt, sagt: „Da kann kein einheimischer Geflügelmäster mithalten, und weil die Konkurrenz fehlt, wird der EU-Billigpreis noch nicht einmal an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. So machen Importeure und die EU- Schlachtindustrie das große Geschäft auf dem Rücken der Kleinmäster in Afrika.“
Die meisten Geflügelfleischexporte der EU gingen 2016 nach Südafrika, Benin und Ghana. Deutsche Ausfuhren sind laut Statistik zurückgegangen und werden vermehrt über das Hauptexportland Niederlande abgewickelt. Die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) sollen Afrika zollfreien Marktzugang in die EU gewähren, im Gegenzug dürfen 80 Prozent der EU-Exporte ohne Zoll in Afrikas Märkte ausgeführt werden. Bisher ist nur ein regionales Abkommen ratifiziert worden. Mit vier weiteren Ländern und einer Region sind Übergangsabkommen abgeschlossen worden. Die restlichen 40 afrikanischen Staaten haben als ärmste Staaten bereits ohne Abkommen ihren EU-Marktzugang.
Pressekontakt: Renate Vacker, Tel. 030 65211 1833, renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de
Hinweis für Redaktionen: Francisco Marí, Agrarhandelsexperte, steht für Interviews zur Verfügung. In der neuen Broschüre „Das globale Huhn. Die Folgen unserer Lust auf Fleisch“ zeigt Brot für die Welt am Beispiel Agrarexporte nach Afrika, wie der einheimischen Geflügelproduktion die Grundlage entzogen wird. Beschrieben wird auch, dass die Bekämpfung von Armut und Fluchtursachen vor der eigenen Haustür beginnen könnte, wenn die landwirtschaftliche Produktion in der EU statt auf Wettbewerb im Export auf eine umwelt- und tiergerechte Haltung in den Mastbetrieben umgestellt würde. Am Beispiel Kameruns wird erläutert, wie sich durch ein Importverbot für Geflügel innerhalb von zehn Jahren die lokale Produktion verzehnfacht hat und der lokale Preis stabil blieb. https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/das-globale-huhn
Um diesen Forderungen vor der Bundestagswahl in die Öffentlichkeit zu bringen, beteiligt sich Brot für die Welt an den Protesten gegen Massentierhaltung am Samstag, dem 9. September vor dem Wiesenhof Schlachthof in Königs Wusterhausen
http://www.wir-haben-es-satt.de/start/aktionstour/wiesenhof-demo