Vor siebzig Jahren, am 7. April 1948, trat die Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kraft. Damals einigte sich die Staatengemeinschaft darauf, allen Völkern zu helfen, den bestmöglichen Gesundheitszustand zu erreichen. Die WHO sollte die globalen Bemühungen koordinieren und weltweit gültige Normen und Standards setzen. Heute fehlt der WHO das Geld, alle Länder dabei zu unterstützen, ihren Bürgerinnen und Bürgern eine Basisgesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen. Da die Beiträge der Mitgliedsstaaten an die WHO nicht ausreichen, ihr Mandat zu erfüllen, ist sie mehr und mehr abhängig von privaten Gebern. Diese wollen mitbestimmen, wofür ihre Mittel eingesetzt werden. Das schränkt den Handlungsspielraum der WHO stark ein. Mareike Haase, Referentin für internationale Gesundheitspolitik bei Brot für die Welt, sagt: „Gesundheit ist ein Menschenrecht. Dass die Weltgesundheitsorganisation derzeit nur ein Fünftel ihres Haushalts frei und für die Finanzierung des Kernmandats einsetzen kann, gefährdet die Gesundheit vieler Menschen gerade in Entwicklungsländern. Wir appellieren deshalb an die Bundesregierung, ihren Einfluss zu nutzen und sich für mehr finanzielle und ungebundene Mittel einzusetzen und mit gutem Beispiel voranzugehen.“
Die Lücke im WHO-Haushalt füllen zunehmend private Geber, allen voran die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Sie wollen schnelle Erfolge sehen, ohne in die langfristige Verbesserung der zugrundeliegenden Ursachen wie krankmachende Umwelt-, Arbeits- und Lebensbedingungen zu investieren. Wie wichtig es ist, Gesundheitssysteme insgesamt zu stärken, hat zuletzt die Ebola-Epidemie gezeigt. Das Virus hätte weit weniger Tote gefordert, wenn die Gesundheitsdienste in Sierra Leone, Liberia und Guinea besser vorbereitet gewesen wären.
Die WHO hat große Erfolge erzielt. Die Ausrottung der Pocken und die tagtägliche Bereitstellung von nachweislich wirksamen („evidenzbasierten“) und global gültigen Behandlungsrichtlinien gehören dazu. Bereits vor vierzig Jahren – 1978 – rief die WHO zudem in Alma Ata „Primary Health Care“ als leitendes Gesundheitskonzept aus. Der Ökumenische Rat der Kirchen hat dieses Prinzip, nach dem Basisgesundheit sowohl Schutz vor Gesundheitsgefährdungen als auch die Versorgung im Krankheitsfall umfassen muss, mitentwickelt. Dieser Ansatz ist heute wichtiger denn je – hierbei müssen alle Akteure an einem Strang ziehen. Es bedarf einer unabhängigen und gestärkten WHO, um Gesundheit für alle zu erreichen.
Hinweis für Redaktionen:
Mareike Haase, Referentin für internationale Gesundheitspolitik,
steht für Interviews zur Verfügung.
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Renate Vacker, Pressesprecherin Brot für die Welt,
Tel. 030/652111833; Renate.Vacker@brot-fuer-die-welt.de