Pressemeldung

Historischer Moment: „Uhr der Versöhnung“ tickt nach 58 Jahren Stillstand wieder in Berlin


Nach 58 Jahren Stillstand tickt die „Uhr der Versöhnung“ wieder. Das restaurierte Turmuhrwerk stammt aus der alten Versöhnungskirche im Berliner Mauerstreifen. Gemeinsam mit einem Ziffernblatt aus der Zionskirche wird daraus jetzt die „Uhr der Versöhnung“. Sie schmückt nun den Eingangsbereich des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung (EWDE) in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem alten Standort.

Die Uhr der Versöhnung wurde heute feierlich durch Diakonie-Präsident Ulrich Lilie, den Vorstandsvorsitzenden des EWDE, sowie den Zeitzeugen Jörg Hildebrandt in Betrieb genommen. Am Sitz von Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe ist die historische Uhr ein Symbol für Versöhnung und Hoffnung.

„Diese Turmuhr ist ein besonderes Geschenk. Sie ist eine Brücke der Erinnerung an die deutsche Teilung“, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie anlässlich der feierlichen Inbetriebnahme. „Wenige Meter entfernt von unserem heutigen Sitz trennte der Todesstreifen die heutige Hauptstadt. Es ist gut, dass wir täglich daran erinnert werden: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Die Uhr der Versöhnung bringt uns und allen Gästen unseres Hauses diese Erinnerung noch näher.“

Weil Kirche und Turm der alten Versöhnungskirche mit der Grenzschließung am 13. August 1961 eingemauert worden waren, stand das Uhrwerk seit dem Herbst 1961 still. Der damalige Uhrenwart Jörg Hildebrandt stellte in einer Protestaktion am 26. Oktober 1961 die Zeiger der Uhr auf „fünf vor zwölf". Er wehrte sich damit gegen die Schließung der Kirche und die Vertreibung seiner Familie sowie aller benachbarten Ost-Berliner aus dem Grenzgebiet Bernauer Straße: „Die Uhr stand still – aber nicht die Zeit. Zeit geht unaufhaltsam weiter und schafft Raum den Zuversichtlichen – bis alle Hindernisse überwunden sind und das Uhrwerk der Versöhnung nun endlich wieder laufen darf, sichtbar und hörbar für die Mitmenschen aller Erdteile", sagte Hildebrandt. Als Erinnerung an seine Protestaktion sowie zum 125. Gründungsjubiläum der alten Versöhnungskirche wurde die Uhr heute, am 28. August 2019, genau um 11.55 Uhr wieder in Betrieb genommen.

Die Restaurierung der historischen Uhr wurde über eine besondere Spendenaktion finanziert. Dr. Ortrud Hamann, ehrenamtliche Projektkoordinatorin in der Versöhnungsgemeinde, hatte die Idee, jede Minute, die auf einem Ziffernblatt angezeigt werden kann, symbolisch gegen eine Spende anzubieten: Wer die Wiederbelebung der Turmuhr unterstützen wollte, konnte eine Minute erwerben. Insgesamt standen von 0 bis 12 Uhr 720 Minuten zur Verfügung. „Wir sind überwältigt von der Resonanz auf diese Aktion. Mit jeder gespendeten oder verschenkten Minute auf dem Ziffernblatt haben die Spenderinnen und Spender geholfen, die Uhr wiederzubeleben. Nach 58 Jahren Stillstand, erzwungen durch die Mauer, kann nun eine neue Zeit anbrechen“, so Thomas Jeutner, Pfarrer der Versöhnungsgemeinde. Über die Spendenaktion „Gönn dir eine Minute“ kamen bislang über 35.000 Euro zusammen. Damit konnte die Uhr restauriert und mit einem historischen Ziffernblatt der benachbarten Ost-Berliner Zionskirche ausgestattet werden.

Die Versöhnungskirche war im Januar 1985 von den DDR-Behörden gesprengt worden. An ihrer Stelle steht heute die Kapelle der Versöhnung, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße.

Bildmaterial zum Download finden Sie hier

Gerne vermitteln wir Ihnen Kontakt zu Jörg Hildebrandt als Zeitzeugen.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Pressestelle Diakonie Deutschland
030 65211-1780 pressestelle@diakonie.de

Dr. Thomas Schiller
Leiter Kommunikation Diakonie Deutschland
030 65211-1780 pressestelle@diakonie.de

Renate Vacker Pressesprecherin Brot für die Welt
Tel. 030 65211-1833 renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de


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