Auf ihrer Jahrestagung befasst sich die Weltgesundheitsorganisation heute mit der Frage: Wer wird Zugang haben zu einem künftigen Therapeutikum und einem Impfstoff? Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, mahnt: „Diese Frage ist zentral: Die WHO muss sicherstellen, dass alle Menschen weltweit Zugang zu lebenserhaltenden Medikamenten und Impfungen bekommen – gegen Covid-19, aber auch gegen andere lebensbedrohliche Infektionen. Der Konflikt zwischen den USA und China darf sie bei dieser Aufgabe nicht behindern.“
Weiter führt die Präsidentin der beiden Hilfswerke aus: „Die Pandemie bringt alte Egoismen bei Zugang und Verteilung lebens- und gesundheitserhaltender Wirkstoffe und Maßnahmen neu hervor. Sollte die US-Regierung die weltweite Solidarität aufkündigen, wäre das ein dramatisches Signal. Eine globale Pandemie wie Covid-19 macht deutlich, dass der Zugang zu Forschungsergebnissen, die Entwicklung und die Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten nicht weniger internationale Regulierung brauchen sondern mehr: Nur wenn alle Menschen weltweit geschützt werden, können wir die Pandemie überwinden. Gesundheit ist ein öffentliches Gut.“
Die Geberkonferenz der EU hat vor wenigen Wochen 7,4 Milliarden Euro für die Forschung zu Impfstoffen, Medikamenten und Diagnostika bereit gestellt. Füllkrug-Weitzel: „Dieses Geld kommt überwiegend aus Steuermitteln. Deshalb muss die WHO als oberste Instanz der Vereinten Nationen in Gesundheitsfragen jetzt dafür sorgen, dass Alle davon profitieren - auch die Staaten und Menschen, die sonst hinten runterfallen, weil sie keine Kaufkraft und Verhandlungsmacht haben. Die WHO hat das Mandat der Mitgliedsstaaten und die Expertise. Jetzt braucht sie die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.“
Die WHO braucht auch die volle Unterstützung ihrer 194 Mitgliedsstaaten, um ärmere Länder bei der Stärkung ihrer Gesundheitssysteme zu unterstützen. Der Bereich Stärkung der Gesundheitssysteme ist in der WHO unterfinanziert. Viele Länder befinden sich in einer permanenten Gesundheitskrise. Ihre Gesundheitssysteme sind zu schwach, um Patientinnen und Patienten mit Corona, aber auch Menschen mit Infektionen aller Art oder chronischen Erkrankungen zu behandeln. Covid-19 gefährdet in vielen Ländern nun auch die Versorgung mit anderen lebenswichtigen Medikamenten. So können vielerorts Therapien für die HIV/Aids-Behandlung nicht mehr im bisherigen Umfang durchgeführt werden. Das könnte die Erfolge vieler Jahre zunichte machen. „Die WHO muss jetzt auch dafür sorgen“, so Cornelia Füllkrug-Weitzel, „dass der Kampf gegen Corona nicht zulasten der Behandlung von Malaria, Tuberkulose, HIV/ Aids und anderer behandelbarer Krankheiten geführt wird.“
Gesundheitsversorgung ist ein wichtiges Handlungsfeld von Brot für die Welt. Aktuell unterstützen viele Projektpartner Maßnahmen zur Aufklärung und zum Schutz vor Corona und verstärken ihre Hilfsangebote für Menschen, die durch Ausgangssperren und Grenzschließungen wirtschaftlich in Not geraten sind. Die Schwesterorganisation von Brot für die Welt, die Diakonie Katastrophenhilfe, hat ihre Programme weltweit an die Pandemie angepasst und neue Corona-Hilfsprojekte gestartet. Das Hilfswerk unterstützt aktuell Menschen in 33 Ländern im Rahmen der Corona-Hilfe. Zu den vielfältigen Maßnahmen gehören etwa Aufklärungskampagnen und die Unterstützung von Gesundheitsstationen mit Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln.
Hinweis für Redaktionen:
Mareike Haase, Referentin für Internationale Gesundheitspolitik bei Brot für die Welt, steht für Interviews zur Verfügung.
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