Zu den schweren Bränden, die in der Nacht im griechischen Flüchtlingscamp Moria ausgebrochen sind, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Hilfswerke Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt:
„Wir sind zutiefst erschüttert über die Bilder und Nachrichten, die uns aus Moria erreichen und bangen um das Schicksal der vor den Flammen geflohenen Flüchtlinge, die keinen Ort haben, wo sie Schutz, Versorgung und Ruhe finden können. Wir können nur hoffen und beten, dass niemand – trotz massiver Überbelegung – ums Leben gekommen ist oder in den kommenden Tagen ums Leben kommt.
Die EU trägt die volle Verantwortung für diesen Brand, denn sie hat tatenlos zugesehen, wie sich hier Chaos, Elend, sowie Überforderung, Panik und Aggressionen auf allen Seiten unaufhaltsam zu einer Katastrophe ausgeweitet haben. Zigfache Überbelegung, humanitäre Unterversorgung, absolute Perspektivlosigkeit und schließlich noch Covid-19 haben dieses – wie auch andere - griechische Flüchtlingslager zu einem bedrohlichen Ort für Flüchtlinge, lokale Bevölkerung und Kommunen gemacht.
Das Lager hätte längst durch eine planvolle europäische Flüchtlingspolitik aufgelöst werden müssen. Nun wurde es vermutlich durch den gewaltsamen Akt von Brandstiftung ‚geschlossen‘. Erneut traumatisierte, ziellos umherirrende Flüchtlinge, eine verbarrikadierte Stadt und eine vollkommen überforderte Kommune sind die Folgen. Auf allen Seiten werden Ängste geschürt statt genommen: Tiefer kann die europäische Flüchtlingspolitik kaum sinken!
Deutschland trägt als Inhaber der EU-Ratspräsidentschaft eine besondere Verantwortung. Die Bundesregierung muss nun endlich und sofort dafür sorgen, dass alle überfüllten Lager in Griechenland planvoll geschlossen und die Flüchtlinge in Europa menschenwürdig untergebracht werden.“
Zuletzt lebten in Moria laut offiziellen Angaben etwa 12.600 Geflüchtete – bei einer Kapazität von nur 2.800 Plätzen. Wegen eines Corona-Falls war das Camp seit vergangener Woche unter Quarantäne.
Hinweise für Redaktionen: Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an presse@brot-fuer-die-welt.de oder presse@diakonie-katastrophenhilfe.de