Pressemeldung

Rettungsschirm für die Entwicklungsländer


Kampf gegen Pandemie erfordert zusätzliche Gelder

Die Bundesregierung hat einen großen Rettungsschirm aufgespannt und in einem Nachtragshaushalt zusätzliche 156 Milliarden Euro bereitgestellt, damit Deutschland besser mit den Folgen der Corona-Pandemie fertig wird. Im Vergleich dazu nimmt sich die angekündigte eine Milliarde Euro für die Corona-Hilfe in Entwicklungsländern jedoch eher bescheiden aus. Die Mittel sollen zudem durch Umschichtungen im Entwicklungshilfe-Etat aufgebracht werden. Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Präsidentin von Brot für die Welt, sagt: „Umschichtungen sind der falsche Weg. Der weltweite Kampf gegen Covid-19 darf nicht zu Lasten der Bekämpfung von Hunger und Armut gehen. Wir können im Gegenteil sagen: Wären weltweit bisher mehr Anstrengungen in diese Richtung gemacht worden, wären die Auswirkungen nicht so schlimm. Die Bundesregierung sollte dem Entwicklungsministerium deshalb aus dem Nachtragshaushalt mindestens eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung stellen für den Kampf gegen die Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen in Entwicklungsländern.“

Die Corona-Pandemie trifft die Ärmsten weltweit besonders hart. Die Gesundheitssysteme in armen Ländern sind ohnehin schon kaum in der Lage, beengte Verhältnisse und schlechte hygienische Bedingungen in den Elendsvierteln erhöhen die Ansteckungsrisiken. Ein Großteil der Menschen in Entwicklungsländern lebt von einem Einkommen als Tagelöhner, Straßenverkäuferin oder ähnlich prekären Jobs ohne jede soziale Absicherung. Ausgangssperren und Grenzschließungen haben ihnen von einem Tag auf den anderen ihre Verdienstmöglichkeiten genommen und drücken sie unter das absolute Existenzminimum. Das Geld reicht nicht mehr, um die Familien zu ernähren, und die einzige Mahlzeit für 300 Millionen Kinder, das Schulessen, fällt nun wegen Schulschließungen aus. Füllkrug-Weitzel: „Wir müssen davon ausgehen, dass die gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie in Entwicklungsländern mehr Schaden anrichten und auch mehr Menschenleben fordern werden als die durch das Virus ausgelöste Krankheit selbst. Die armen Staaten haben aber keine Mittel, die Menschen unter Ausgangssperre finanziell zu unterstützen. Im Gegenteil: viele sind ohnehin verschuldet. Ein Schuldenerlass muss daher die Corona-Hilfe begleiten.“

Die langfristigen Folgen von Corona zeichnen sich bereits ab. Eine globale Rezession wird folgen, die – so lehrt die Finanzkrise 2008 – die armen Länder am härtesten trifft. Und die Welternährungsorganisation (FAO) rechnet mit einer Ernährungskrise: Wegen der Ausgangssperren können die Menschen nicht aufs Feld. Öffentliche Märkte bleiben geschlossen. Das erschwert es der lokalen Bevölkerung, an bezahlbare Lebensmittel zu kommen, und lokale Produzenten verlieren ihre Absatzmärkte. Das alles wird die Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt in die Höhe treiben, so dass auch importierte Ware für viele Arme im Süden kaum mehr erschwinglich sein wird. Füllkrug-Weitzel: „Die Bundesregierung sollte in der Entwicklungszusammenarbeit jetzt noch stärker einen Fokus darauf legen, die Länder bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln unabhängiger von Importen zu machen und öffentliche Programme zur Ernährungssicherung zu unterstützen, etwa Schulspeisungsprogramme.“

Darüber hinaus sollte Deutschland die Arbeit der Vereinten Nationen zur Bewältigung der Corona-Pandemie im Globalen Süden unterstützen und sich dafür einsetzen, dass die 15 Milliarden Euro, die die EU den Entwicklungsländern im Kampf gegen Covid-19 zugesagt hat, auch von der EU nicht - wie geplant - durch Umschichtungen bereits bewilligter Entwicklungsgelder finanziert werden. Füllkrug-Weitzel: „Das Gerede von Solidarität mit denen, die der Pandemie schutzlos ausgeliefert sind, wird sonst zu einer hohlen Phrase. Globale Krisen sind nur zu bezwingen, wenn wir gemeinsam und weltweit solidarisch handeln und niemanden zurücklassen.“

Pressekontakt: Renate Vacker, 0174 3020158, renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de


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