Aachen/Berlin, 30. Juni 2021. Die beiden großen kirchlichen Hilfswerke MISEREOR und Brot für die Welt warnen vor weiteren ausländischen Militär-Interventionen. Ihre Befürchtung: Die Situation in Mosambik könnte eskalieren und so das Leben der Menschen in der Region weiter verschlechtern. Nachdem die südafrikanische Staatengemeinschaft (SADC) die Entsendung von Truppen nach Mosambik beschlossen hat und auch die USA, Frankreich und Ruanda Hilfe angeboten haben, berät nun auch die EU über eine militärische Ausbildungsmission für die mosambikanische Armee.
„Unsere Partnerorganisationen in Pemba berichten von einer völlig undurchsichtigen Lage in der Region. Sie verfügt über riesige Gas- und Kohlevorkommen. Extreme Armut, die systematische Benachteiligung ganzer Bevölkerungsgruppen schon seit der Kolonialzeit, Interessenskonflikte von lokalen, regionalen und internationalen Mächten sowie von internationalen Gaskonzernen in der Provinz Cabo Delgado bieten einen Nährboden für radikale islamistische Gruppen. Brutale Taten werden sowohl von den so genannten aufständischen Milizen, als auch von der mosambikanischen Armee begangen“, erklärt Peter Meiwald, Afrika-Abteilungsleiter bei MISEREOR.
Armut, Perspektivlosigkeit, Mangel an Bildung und beruflichen Chancen
„Tatsächlich versuchen islamistische Kräfte, ihren Einfluss auszubauen. Aber anders als von der mosambikanischen Regierung behauptet, sind die bewaffneten Gruppen zumeist keine ‚Terroristen‘, ‚Extremisten‘ oder ‚Dschihadisten‘, sondern in der Mehrheit junge Bewohner der Provinz, die aufgrund von Armut, fehlender Bildung und geringen beruflichen Chancen sowie insgesamt fehlenden Perspektiven in den bewaffneten Kampf ziehen“, so Helle Dossing, Afrika-Abteilungsleiterin bei Brot für die Welt. „Diese Menschen brauchen Alternativen, sie brauchen Hilfe. Eine Ausweitung des Konflikts wird die Lebensbedingungen der Bevölkerung nur noch weiter verschlechtern.“
Entscheidung ohne ausgiebige Diskussion in Bundestag und EU-Parlament
MISEREOR und Brot für die Welt appellieren an die Bundesregierung, Portugal und Frankreich von ihren militärischen Interventionsplänen abzubringen. „Es wäre fahrlässig, dieses längerfristige militärische Eingreifen durch eine EU-Mission ohne eine fundierte Analyse der Konfliktursachen im EU-Parlament mitzutragen“, so Meiwald. Bei einer so riskanten militärischen Intervention und europäischen Einmischung dürfe es Deutschland nicht um einen Gefallen für die europäischen Partner Portugal und Frankreich gehen. Andernfalls könne die Situation für die Menschen im Land nur noch auswegloser werden.
In der Provinz Cabo Delgado im Norden von Mosambik kämpfen seit 2017 islamistische Milizen gegen die Regierung und besetzen immer wieder Städte, Siedlungen und ganze Regionen im Norden des Landes. Mit Unterstützung ausländischer Söldnergruppen versucht die mosambikanische Regierung, den Aufstand niederzuhalten, bisher allerdings ohne Erfolg. Schon jetzt sind über 800.000 Menschen intern vertrieben, viele weitere sind in die Nachbarländer geflüchtet. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) sind in der Region fast eine Million Menschen infolge von Terror und Gewalt von Hunger bedroht.
Kontakt: Renate Vacker, Pressesprecherin Brot für die Welt, 030 65211 1833, renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de
Barbara Wiegard, Pressesprecherin MISEREOR, 030 44351988, barbara.wiegard@misereor.de