Der Kampf gegen COVID-19 und die Prävention zukünftiger Pandemien stehen als Top-Prioritäten auf der Agenda des heute startenden Weltgesundheitsgipfels der G20-Staaten in Rom und der am Montag beginnenden Weltgesundheitsversammlung. Brot für die Welt, Global Policy Forum und MISEREOR warnen davor, nur die Symptome der Corona-Krise zu behandeln und die tieferliegenden Ursachen der Pandemie zu vernachlässigen. Umweltzerstörung durch ressourcenintensive Lebensweisen oder auch industrielle Landwirtschaft begünstigen die Entstehung von Zoonosen wie COVID-19 und anderen Krankheiten. So führt etwa der Raubbau an Wäldern dazu, dass die Rückzugsgebiete für Wildtiere schrumpfen, was wiederum die Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf den Menschen und umgekehrt begünstigt. Die drei Organisationen appellieren an die Bundesregierung, sich bei den anstehenden internationalen Treffen für eine globale nachhaltige Gesundheits-, Ernährungs- und Umweltpolitik einzusetzen.
„Die Staatengemeinschaft darf sich bei der Bekämpfung der Corona-Krise und der Prävention künftiger Pandemien nicht nur auf technisch-medizinische Lösungen wie Impfstoffe verlassen. Wir müssen die strukturellen Ursachen globaler Gesundheitsprobleme stärker angehen“, fordert Ellen Schmitt, Fachreferentin für Gesundheit beim Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR. „Corona hat die Menschen in Ländern mit einem schwachen Gesundheitssystem, ungesicherten Jobs und großen sozialen Ungleichheiten besonders stark getroffen.“
Ein wesentlicher Treiber für die Entstehung von Zoonosen wie COVID-19, aber auch anderen Erkrankungen sind die Eingriffe des Menschen in die Natur. Diese hängen sehr eng mit den gegenwärtig nicht nachhaltigen Landwirtschafts- und Ernährungssystemen zusammen. Hier geht es unter anderem um die Übernutzung der Natur und die Zerstörung von Wäldern wie im Amazonas-Raum zur Gewinnung neuer Futterflächen. „Wir müssen endlich dahin kommen, sichere und gesunde Lebensmittel auf umweltverträgliche Weise zu produzieren und die biologische Vielfalt zu schützen. Die Agrarökologie bietet hierfür den geeigneten Ansatz. Sie hat das Ziel, Lebensmittel nicht auf Kosten des Tierwohls und der Umwelt zu erzeugen“, erklärt Stig Tanzmann, Referent Landwirtschaft von Brot für die Welt.
Der „One Health-Ansatz“ nimmt genau dieses Zusammenspiel der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt – dem gesamten Ökosystem - in den Blick und fordert interdisziplinäres und intersektorales Handeln. Dieser ganzheitliche Ansatz wird von der Bundesregierung als geeignet für die Prävention und Reaktion auf zukünftige Pandemien angesehen. „Tatsächlich bietet ‚One Health‘ auch die Chance, weitere Gesundheitsgefahren wie etwa die negativen Auswirkungen des Klimawandels, die chronische, nicht-übertragbare Erkrankungen begünstigen, anzugehen und das Wohlergehen von Mensch, Tier und Umwelt insgesamt besser in Einklang zu bringen“, sagt Karolin Seitz, Leiterin Programm Wirtschaft und Menschenrechte beim Global Policy Forum.
In dem gemeinsam veröffentlichten Briefing „Wege aus der globalen Gesundheitskrise - Mit dem One Health-Ansatz für gesunde Menschen, gesunde Tiere und eine gesunde Umwelt weltweit“ erläutern die drei Organisationen die Chancen dieses Ansatzes für die Lösung aktueller und künftiger globaler Gesundheitsprobleme. Das Briefing finden sie hier.
Pressekontakte:
Brot für die Welt: Renate Vacker, Pressesprecherin,
renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de, Tel: 030 65211 1833
Global Policy Forum: Karolin Seitz,
karolinseitz@globalpolicy.org, Tel: 0175 866 2608
MISEREOR: Ralph Allgaier, Pressesprecher,
Ralph.Allgaier@misereor.de, Tel: 0160 905 558 53