Anlässlich des morgigen Welttourismustages warnen Brot für die Welt und die Kinderrechtsorganisation ECPAT vor einer Zunahme von Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder. „Trotz oder gerade wegen des langsam wieder erstarkenden Tourismuses dürfen weder die Branche noch Reisende selbst die Augen vor Kinderarbeit und sexueller Ausbeutung verschließen“, fordert die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin.
Viele Kinder tragen durch schlecht bezahlte Jobs im Tourismus, wie zum Beispiel als Souvenirverkäufer am Strand oder in den Wäschereien von Hotels, zum Familieneinkommen bei. „Die Corona-Pandemie verstärkt den Druck auf die Ärmsten und Schwächsten weltweit. Es ist erschreckend, dass heute jedes zehnte Kind zum Geldverdienen gezwungen ist – auch im Tourismus“, beklagt Pruin. Sie weist darauf hin, dass sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus zu den gravierendsten Menschenrechtsverletzungen gehöre und mahnt daher eine noch intensivere internationale Zusammenarbeit bei der Prävention und Strafverfolgung sowie einen besseren Schutz von Kinderrechten an.
Andrea Wagner, Geschäftsführerin von ECPAT Deutschland, der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung, ergänzt: „Armut ist weiterhin der Hauptrisikofaktor für Kinder ausgebeutet zu werden. Die Pandemie hat viele Familien in schwierige Situationen gebracht und die Risiken für Kinder erhöht.“
Sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus war schon vor der Pandemie ein Problem. Corona hat es weiter verschärft. So ist die Kontaktaufnahme zu Kindern durch die Digitalisierung leichter geworden, auch weil mehr Kinder online Zeit verbringen. Zugleich haben Sexualstraftaten im Internet erheblich zugenommen. Die Phillipinnen melden eine Zunahme von digitalen Missbrauchshandlungen um über 250 Prozent. „Wir sind besorgt, dass Sexualstraftäter:innen nun vermehrt Kinder in ihren Heimatländern besuchen und dort sexuell ausbeuten“, befürchtet Andrea Wagner. Um die daraus resultierenden Risiken für Kinder anzugehen, fordern Brot für die Welt und ECPAT Deutschland ein entschlossenes gemeinsames Vorgehen von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Regierungen, Strafverfolgungsbehörden und der Reisebranche und haben dazu einen gemeinsamen Standpunkt und einen Leitfaden erarbeitet.
Zum Schutz der Kinderrechte weltweit ist auch die Bundesregierung gefragt: Sie sollte das Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz, das ab 2023 Unternehmen zur Achtung der Menschenrechte verpflichtet, sukzessive auch auf mittelständische Unternehmen ausweiten. Denn das Gesetz erfasst bislang nur drei der insgesamt 3.000 deutschen Reiseveranstalter. Zudem sollten verpflichtende Kinderschutzstrategien für kommerzielle Reiseanbieter ins Kinderschutzgesetz aufgenommen werden. So würde das bisherige freiwillige Engagement einiger Reiseveranstalter einen verbindlichen Rahmen für die gesamte Branche bekommen und Kinder könnten besser geschützt werden.
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