Zwei Jahre nachdem Corona als globale Pandemie eingestuft wurde und den internationalen Reiseverkehr in eine globale Krise gestürzt hat, bleibt die Situation des Tourismus in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas fragil. „Wirtschaftlich schwache Länder mit hoher Abhängigkeit vom Tourismus leiden weiterhin erheblich unter den Folgen der Corona-Pandemie. In Afrika ist in den vergangenen beiden Jahren jeder dritte Arbeitsplatz im Tourismus weggefallen, in Europa etwa jeder zehnte“, sagt Antje Monshausen, Tourismusexpertin bei Brot für die Welt. Besonders betroffen waren und sind Menschen im informellen Sektor – darunter mehrheitlich Frauen. Ohne soziale Sicherung bleiben sie schutzlos der fortdauernden Krise des Tourismus ausgesetzt.
Anders als in Europa, wo ein reisestarker Sommer bevorsteht, wird für den Globalen Süden erwartet, dass die Zahl der internationalen Reisenden erst in frühestens zwei Jahren wieder das Niveau der Vor-Corona-Jahre erreicht. Einer der Gründe: Veranstalter und Reisende bevorzugen gerade jetzt Länder mit hohen Impfquoten. Während wohlhabende Staaten in Europa mehr Impfstoffe haben als sie für ihre Bevölkerung überhaupt benötigen, fehlen in vielen Staaten Afrikas weiterhin hunderte Millionen Impfdosen. „Impfgerechtigkeit endlich global zu erreichen, ist deshalb ein wichtiger Baustein zum fairen Aufschwung des Tourismus. Langfristig wird sich jedoch die Krisenanfälligkeit des Tourismus nicht wegimpfen lassen“, ist sich Monshausen sicher.
Krisen und Katastrophen wirken sich im globalen Tourismus auch in weit entfernten Teilen der Welt aus. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wird auch im Globalen Süden wirtschaftliche Folgen haben. Reisende aus Russland und der Ukraine machten in Ländern wie Thailand, Vietnam oder der Dominikanischen Republik bisher einen relevanten Anteil der Besucherinnen und Besucher aus.
Langfristig gesehen wird die Klimakrise jedoch die gravierendste Herausforderung für die Menschen im Globalen Süden sein. Schon jetzt treffen die Folgen der Erderhitzung kleine Inselstaaten von der Karibik bis in den Pazifik besonders stark. Wo der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig ist, folgt auf die Zerstörungen durch Hurrikans und Sturmfluten oft auch der ökonomische Zusammenbruch, wenn die Reisenden ausbleiben. Um den Tourismus im Globalen Süden weniger krisenanfällig zu machen, braucht es deshalb ambitionierten Klimaschutz und weniger Abhängigkeit vom internationalen Tourismus.
Hinweise für Redaktionen:
Brot für die Welt lädt am Donnerstag, 10.3.2022, 16:05-16:45 Uhr auf der digitalen ITB zur Diskussion zum Thema „Die übersehene Mehrheit – Der informelle Sektor im Tourismus“ ein. Das englischsprachige Panel, das gemeinsam mit der Kinderrechtsorganisation ECPAT Deutschland, dem Studienkreis für Tourismus und Entwicklung und dem Roundtable Human Rights in Tourism veranstaltet wird, zeigt Beispiele zur Stärkung marginalisierter Arbeiterinnen und Arbeiter im Tourismus und die Verantwortung von Unternehmen zur Achtung ihrer Menschenrechte. Registrieren Sie sich jetzt, um das Panel kostenlos anzuschauen.
In seinem druckfrischen WeltJournal Tourismus – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liefert Brot für die Welt auf 44 Seiten aktuelle Analysen und Infografiken über einen der dynamischsten Wirtschaftssektoren der Welt. Politische Forderungen und Stimmen von Brot-für-die-Welt-Partnerorganisationen aus aller Welt runden die Publikation ab.
Mit der Arbeitsstelle Tourism Watch setzt Brot für die Welt sich für faires und verantwortungsvolles Reisen ein und fordert mehr Engagement für Menschenrechte und Klimaschutz von Tourismuswirtschaft und Politik.
Vierteljährlich erscheint der Tourism Watch Informationsdienst mit Hintergrundberichten zu Tourismus in Entwicklungsländern. Die letzten drei Ausgaben beleuchteten die Themen:
Kontakte:
Antje Monshausen, Leiterin von Tourism Watch bei Brot für die Welt, steht vor und während der ITB für Interviews zur Verfügung, 0170 7606219,
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