Pressemeldung

Brot für die Welt fordert Nachbesserungen im Bundeshaushalt

Kritik an widersprüchlicher Politik der Bundesregierung / Warnung vor mehr Hunger in der Welt / Mehr Spendeneinnahmen

Brot für die Welt kritisiert die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen im Entwicklungshaushalt und bei der Humanitären Hilfe. „Die Kürzungen gehen auf Kosten der Menschen in ärmeren Ländern, die unsere Unterstützung dringend brauchen“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin. „Damit entzieht sich Deutschland seiner internationalen Verantwortung. Der Haushaltsentwurf steht im Widerspruch zum Koalitionsvertrag und zur ambitionierten Nationalen Sicherheitsstrategie.“ Diese messe sowohl der Entwicklungszusammenarbeit als auch der Humanitären Hilfe und der zivilen Krisenprävention im Rahmen der „integrierten Sicherheit“ große Bedeutung bei. „Wenn die Bundesregierung ihren eigenen Sicherheitsbegriff ernst nimmt, müssten die Kurven des Verteidigungs- und des Entwicklungsetats zumindest in die gleiche Richtung weisen. Doch stattdessen soll es für die Unterstützung der Menschen in ärmeren Ländern deutlich weniger Geld geben“, sagt Pruin.

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks warnt auf der Jahrespressekonferenz zudem vor einer Zunahme des Hungers in der Welt. Bislang sei genug Getreide verfügbar, obwohl Russland das Getreideabkommen mit der Ukraine ausgesetzt hat. Die Ernährungskrise sei aktuell vor allem auf hohe Inflation und Konflikte – etwa in einigen Ländern Afrikas - zurückzuführen. Doch: „Wenn das Schwarze Meer in den kommenden Wochen noch mehr zum Kriegsgebiet wird, müsste Russland seine Getreideexporte einstellen“, sagt Pruin. „Dann ist die Gefahr groß, dass die Preise explodieren und noch größere Teile der Welt in eine Hungersnot stürzen.“

In diesem Zusammenhang betont Brot für die Welt auch die Rolle der deutschen Agrarpolitik: „Wir können Präsident Putin die Kriegswaffe Hunger nehmen“, sagt Pruin und kritisiert die große Menge Getreide, die hierzulande für Kraftstoffe und Tier-Futter angebaut wird. „Deutschland erzeugt zu viel Nahrungsmittel, die in Tank und Trog enden. Stattdessen kann man auch Getreidereserven aufbauen und sie im Fall einer Notlage armen Ländern zur Verfügung stellen oder zumindest die Preise auf dem Weltmarkt stabilisieren“, sagt Pruin. „Die Nahrungsmittel müssen dort angebaut werden, wo sie gebraucht werden und zwar schonender für Mensch und Natur als heute üblich.“

Der agrarökologische Ansatz, den Brot für die Welt mit seinen Partnerorganisationen weltweit verfolgt, setzt etwa auf heimische Gemüse-und Getreidesorten, die der Klimakrise angepasst sind und auf organischen Dünger, der weniger energieintensiv in der Herstellung ist. „Die Land- und Ernährungswirtschaft ist heute zu etwa einem Drittel für die weltweiten Klimaschäden verantwortlich“, sagt Pruin. „Wenn Industrieländer noch mehr produzieren, erhöht das zum einen die Import-Abhängigkeit armer Länder und verschärft zum anderen die Klimakrise.“

Mit Blick auf den Bundeshaushalt und den Kampf gegen die Klimakrise erwähnt Pruin auch die klimaschädlichen Subventionen, die laut Umweltbundesamt den Etat des Bundes mit etwa 65 Milliarden Euro jährlich belasten. „Dienstwagenprivileg, Steuervergünstigungen für Diesel und Kerosin oder Mehrwertsteuerbefreiung von internationalen Flügen - in Zeiten angeblich klammer Staatskassen und der voranschreitenden Klimakrise sind viele dieser Subventionen völliger Irrsinn“, sagt Pruin. Daneben stehen nur etwa sechs Milliarden Euro jährlich, die Deutschland für die internationale Klimafinanzierung bereitstellt. „Lassen Sie es mich so deutlich sagen: Deutschland verstärkt die Klimakrise und versucht an anderer Stelle – und mit deutlich geringeren Mitteln – ihre Folgen zu bekämpfen.“

Jahresergebnis 2022
Brot für die Welt legte heute die Jahresbilanz vor. Im vergangenen Jahr gingen mit 75,6 Millionen Euro deutlich mehr Spenden und Kollekten (2021: 63,6 Millionen Euro) ein als im Vorjahr. Darin sind auch die Kollekten aus den Weihnachtsgottesdiensten 2021 enthalten, die vielerorts trotz coronabedingter Einschränkungen wieder stattfinden konnten. „Ich bedanke mich von Herzen bei unseren Unterstützerinnen und Unterstützern für dieses ermutigende Ergebnis und das Vertrauen in unsere nachhaltige Arbeit“, sagt Pruin.

Neben Spenden und Kollekten sind kirchliche und Bundesmittel die beiden weiteren finanziellen Säulen von Brot für die Welt. Insgesamt standen dem kirchlichen Werk im vergangenen Jahr 338,6 Millionen Euro für die Entwicklungsarbeit zur Verfügung (2021: 321 Millionen Euro).

Insgesamt hat Brot für die Welt 291 Millionen Euro (92% der Gesamtausgaben) für Hilfsprojekte ausgegeben. Für Werbe- und Verwaltungsaufgaben wurden 8 Prozent eingesetzt. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bewertet diesen Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben als niedrig. Das ist die beste vergebene Kategorie.

Im vergangenen Jahr hat Brot für die Welt 682 Projekte neu bewilligt. Afrika und Asien waren wieder die Schwerpunktregionen. Inhaltlich blieb der Fokus von Brot für die Welt auch im Jahr 2022, Menschen durch landwirtschaftliche Projekte langfristig vor Hunger und Mangelernährung zu schützen sowie die lokale Zivilgesellschaft und Menschenrechte weltweit zu stärken.

Hinweise für Redaktionen:
Für Ihre Recherche steht eine digitale Pressemappe mit dem Jahresbericht, der Rede von Dagmar Pruin, Pressefotos und weiteren Infos bereit:
www.brot-fuer-die-welt.de/bilanz

Wenn Sie Interesse an Footage aus Ernährungsprojekten von Brot für die Welt – z.B. in Kenia – haben, wenden Sie sich bitte an die Pressestelle.


Pressekontakt:
Thomas Beckmann, Pressesprecher
Tel.: 030 65211 1443, 0174 1810175
thomas.beckmann@brot-fuer-die-welt.de

 


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