Einmal mehr fordert Brot für die Welt vor dem diesjährigen Weltklimagipfel (COP27) die Bundesregierung auf, ihre Klimazusagen einzuhalten und auch dafür Sorge zu tragen, dass die anderen Vertragsstaaten sich an die Ziele des Pariser Abkommens erinnern und diese einhalten. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt, mahnt: „Die ärmsten Menschen, die den Klimawandel nicht verursacht haben, schaffen es nicht mehr aus eigener Kraft, mit dessen Folgen umzugehen. Die bisherigen Mittel für die humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Klimafinanzierung sind nicht ausreichend, um den zusätzlichen Bedarf für die Bewältigung von Klimaschäden zu decken. Die Industriestaaten müssen mehr zeigen als nur Solidarität mit den ärmsten Staaten, sie müssen vor allem Verantwortung übernehmen für die Klimakrise.“
Die Klimakrise bedroht bereits jetzt in vielen Teilen der Welt die Existenz von Millionen Menschen. Daher ist gerade für die ärmsten Staaten dieser Klimagipfel von großer Bedeutung. Denn das Thema der finanziellen Unterstützung bei klimabedingten Schäden und Verlusten, auch „Loss and Damage“ genannt, steht in Ägypten weit oben auf der Verhandlungsagenda. Schon bei der COP26 im letzten Jahr in Glasgow forderten die Entwicklungsländer einen Fonds zur Bewältigung von Klimaschäden. Die Industrieländer sind auf diese Forderung nicht eingegangen, stattdessen hat man sich auf einen Minimalkonsens geeinigt. Bei einem dreijährigen Workshop, dem sogenannten Glasgow Dialog, sollen die Staaten über die finanzielle Unterstützung bei der Bewältigung von Klimschäden verhandeln – allerdings ergebnisoffen. Sabine Minninger, Referentin internationale Klimapolitik bei Brot für die Welt, resümiert: „Die Industrieländer haben bisher jegliche Verhandlungen zur Bereitstellung von Klimafinanzierung für arme Staaten für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten abgelehnt.“ Die Klimaexpertin appelliert an die Delegierten der COP27, dass dieser Dialog nicht in einem Debattierclub ohne Ergebnisse und Rechenschaftspflichten enden dürfe, sondern der Austausch ernsthaft genutzt werden müsse, um schnellstmöglich zusätzliche Zusagen zu machen für die Bewältigung von Klimaschäden.
Brot für die Welt sieht eine Chance, das Thema Loss and Damage in diesem Jahr voranzutreiben, denn Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, wurde von der ägyptischen Gipfel-Präsidentschaft zusammen mit der Umweltministerin von Chile beauftragt, einen Weg für Länder in extremer Not zu finden, um die unmittelbaren Verluste und Schäden zu bewältigen. „Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für eine Finanzlösung zu engagieren, die den Bedürfnissen der Ärmsten gerecht wird und sich – auch eventuell gegen andere Industrieländer – für die Interessen, der besonders verwundbaren Staaten einzusetzen“, so Dagmar Pruin.
Bisher haben die Verursacher der Klimakrise, allen voran die reichen Industriestaaten, sich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, ab dem Jahr 2020 jährlich 100 Mrd. USD für Klimaschutz und Anpassung bereitzustellen. Bereits im Jahr 2020 wurde dieses Ziel deutlich verfehlt, zuletzt lagen die bereitgestellten Mittel laut OECD-Angaben bei rund 83,3 Mrd. USD. Besorgniserregend ist zudem, dass nur ein Drittel der bereitgestellten Finanzmittel Anpassungsprojekte an den Klimawandel unterstützt. Bei den afrikanischen Staaten werden nur 11 Prozent des Finanzbedarfs für Anpassung gedeckt. Viel zu wenig, um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu rüsten. Dabei könnte ein Großteil der Klimaschäden durch eine angemessene Anpassung vermieden werden.
Ohne angemessene Finanzierung von Anpassungsprojekten und ohne zusätzliche finanzielle Unterstützung bei der Bewältigung von Klimaschäden werden sich die afrikanischen Staaten südlich der Sahara in den nächsten zehn Jahren um eine weitere Billion Euro verschulden. Dies würde einer 50-prozentigen Erhöhung des aktuellen Schuldenstandes gleichkommen.
Hintergrund:
Ein breites Bündnis von kirchlichen Organisationen – darunter auch Brot für die Welt – hat im Vorfeld der COP27 mit einer Online-Petition den Forderungen Nachdruck verliehen, die Pariser Klimazusagen einzuhalten. Klaus Seitz, Abteilungsleiter Politik bei Brot für die Welt, mahnte in diesem Zusammenhang an, dass spätestens ab 2030 die wirtschaftlichen Schäden durch die Klimakrise allein in Ländern des Globalen Südens auf 290 bis 580 Mrd. USD geschätzt würden und daher der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten endlich auf die Tagesordnung der UN-Klimakonferenz kommen müsse. Die Forderungen des Bündnisses sowie die Unterschriften der Petition überreichte er am 26. Oktober an Staatssekretärin Jennifer Morgan, damit sie diese mit nach Sharm el Sheikh nehmen kann.
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Pressekontakt:
In Sharm el Sheikh:
Sabine Minninger, Referentin für internationale Klimapolitik Brot für die Welt
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