Wer Menschenrechte verteidigt, riskiert sein Leben: Die Interamerikanische Menschenrechtskommission registrierte im vergangenen Jahr 126 Morde. Die Gewalt richtet sich besonders gegen Menschen, die sich für Umwelt, natürliche Ressourcen, Land und Territorien einsetzen. Seit Jahren machen Partner von Brot für die Welt auf die anhaltende Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger:innen (MRV) in Lateinamerika und der Karibik aufmerksam und sind dazu im Dialog mit den jeweiligen Staaten. „Wir erwarten von der deutschen Bundesregierung, dass sie trotz der großen weltweiten Krisen, die Situation von Menschenrechtsverteidiger:innen in Lateinamerika und der Karibik nicht aus dem Blick verliert“, sagt Christiane Schulte, Leiterin der Abteilung Lateinamerika und Karibik bei Brot für die Welt.
Beispiel Kolumbien: Laut der Interamerikanischen Menschenrechtskommission nimmt das Land im Jahr 2023 den unrühmlichen Spitzenplatz mit 34 Morden ein.Trotz des Friedensvertrags von 2016 und weiterer Verhandlungen der Regierung mit verschiedenen bewaffneten Gruppen haben in Kolumbien Angriffe und Gewalt vor allem auf lokale MRV und Führungspersönlichkeiten indigener, afrokolumbianischer und bäuerlicher Gemeinschaften zugenommen. ACIN, eine indigene Partnerorganisation von Brot für die Welt, dokumentierte im vergangenen Jahr 153 Fälle von Zwangsrekrutierungen Minderjähriger und beklagt seit 2022 Morde an sechs spirituellen Führern.
Erschreckend ist auch die Situation von Frauen: Die „Mesoamerikanische Initiative zum Schutz von Menschenrechtsverteidigerinnen“, IM-Defensoras, zählte im Jahr 2023 insgesamt 6.200 Aggressionen gegen Einzelpersonen und Gruppen, darunter 10 Morde. Insgesamt wurden etwa 1.200 Frauen in Mexiko und Zentralamerika Opfer von physischer Gewalt oder psychischer Bedrohung, Überwachung, Einschüchterung, ungerechtfertigten Anklagen und willkürlichen Verhaftungen.
Brot für die Welt fordert die deutsche Politik auf, einen intensiven Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und denjenigen Regierungen zu suchen, die über staatliche Schutzprogramme für MRV verfügen. Die Bundesregierung sollte besonderes Augenmerk darauf legen, wie Gewalt gegen MRV verhindert werden und eine effiziente Strafverfolgung aussehen kann. Dabei sollte sie den Dialog mit der deutschen und lateinamerikanischen Zivilgesellschaft fortführen.
Hinweis für Redaktionen:
Am 25. April 2024 zeichnet Brot für die Welt zusammen mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte die nicaraguanische Menschenrechtsverteidigerin Wendy Flores vom Menschenrechtskollektiv Nunca Más für ihren unermüdlichen Einsatz aus. Die Ehrung findet im Rahmen der 11. Werner Lottje Lecture statt. Lottje, der Namensgeber der Veranstaltung, hat sich jahrzehntelang weltweit für Menschenrechte eingesetzt. Nähere Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.
Pressekontakt: Thomas Beckmann, Pressesprecher Brot für die Welt |