Brot für die Welt fordert von der diesjährigen UN-Generalversammlung einen Schub für die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) und erinnert Bundeskanzler Olaf Scholz an die Verantwortung Deutschlands. „Die Halbzeitbilanz der Nachhaltigen Entwicklungsziele ist mehr als ernüchternd“, konstatiert Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. Die wenigsten Ziele scheinen beim gegenwärtigen Tempo erreichbar, bei einem Drittel der Indikatoren zur Messung der Ziele gibt es sogar Rückschritte. Deutschland befindet sich in der Spitzengruppe der Länder mit den negativsten „spill-over-Effekten“. Sie beschreiben, wie sich die Politik eines Landes auf die nachhaltige Entwicklung anderer Länder auswirkt. „Unsere Art zu wirtschaften, nimmt anderen Ländern die Chance, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagt Pruin.
Der SDG-Gipfel in New York markiert die Halbzeit der Agenda 2030. 2015 hatten die Staats- und Regierungschefs ihre Vorstellung einer zukunftsfähigen Welt formuliert – eine Welt ohne Armut und ohne Hunger, mit nachhaltiger Wirtschaft und Energiezugang für alle Menschen. „Die Agenda 2030 ist eine wahrliche Transformationsagenda und eine positive Zukunftsvision. Sie hat einen klaren menschenrechtlichen Anspruch formuliert: Leave no one behind - Lass niemanden zurück“, sagt Pruin. „In New York sollte sich die Weltgemeinschaft daran erinnern und eine echte Trendwende einleiten. Nur so können die vielen, miteinander verschränkten Krisen auf der Welt bekämpft werden.“
Auch die Bundesregierung darf das Grundprinzip „leave no one behind“ nicht aus dem Blick verlieren. „Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung steht im Widerspruch zu diesem Prinzip und den nachhaltigen Entwicklungszielen“, sagt Jörn Grävingholt. Er leitet die Politik-Abteilung bei Brot für die Welt und wird in New York die Verhandlungen begleiten. „Wir werden genau beobachten, wie Bundeskanzler Scholz die internationalen Partner Deutschlands dazu motivieren will, mehr zu tun, obwohl seine Regierung die Mittel für Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit stark einkürzen will.“
Die Finanzierungslücke für die SDGs steigt weiter – von etwa 2,5 Billionen US-Dollar 2019 auf mittlerweile mehr als vier Billionen US-Dollar. „Deutschland hat als reiches Industrieland eine besondere Verantwortung und hätte auch finanzielle Spielräume, diese Verantwortung wahrzunehmen“, so Grävingholt. „Klimaschädliche Subventionen abzubauen, war ein klares Ziel der Koalition, doch passiert ist in diesem Bereich viel zu wenig.“ Mit Blick auf die Halbzeitbilanz - nicht nur der SDGs, sondern auch der aktuellen Bundesregierung - ergänzt er: „In der zweiten Hälfte ihrer Amtszeit erwarten wir von der Regierung mehr Engagement in diese Richtung. Zum einen würde der Subventionsabbau die Klimabilanz verbessern, zum anderen könnten Gelder für die nachhaltige Transformation freigesetzt werden, statt den Rotstift bei den ärmsten und verbundbarsten Menschen anzusetzen.“
Hinweise für Redaktionen / Interviewangebote:
Jörn Grävingholt, Leiter der Politik-Abteilung bei Brot für die Welt, steht in New York für Interviews zur Verfügung (18.-19.9).
Sabine Minninger, Klimaexpertin bei Brot für die Welt, begleitet den Klimasondergipfel (20.9.) in New York und steht für Interviews zur Verfügung. Auf Einladung des UN-Generalsekretärs Guterres nimmt sie für Brot für die Welt an einer Sondersitzung zum Thema „Klimabedingte Schäden und Verluste“ teil. Diese Sitzung wird am 20.9. von 13:15-14:45 Uhr EST (19:15-20:45 Uhr MESZ) live über das UN-Web-TV übertragen: https://media.un.org/en/webtv
Brot für die Welt ist Mit-Organisator der Global People Assembly, zu der sich am Rande des SDG Gipfels Vertreter:innen der Zivilgesellschaft aus aller Welt versammeln, um ihre Forderungen für eine faire und zukunftsfähige Welt zu stellen.