Anlässlich der kommenden Klimakonferenz COP29 in Baku appelliert Brot für die Welt an die internationale Staatengemeinschaft, ein ambitioniertes und gerechtes Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 zu beschließen. Dieses Ziel müsse nicht nur die dringend notwendigen Mittel für Klimaschutz und Anpassung beinhalten, sondern auch - als dritte Säule der Klimafinanzierung - Hilfen für die Bewältigung klimabedingter Schäden und Verluste umfassen.
Brot für die Welt erwartet, dass sich das neue globale Klimafinanzierungsziel an den tatsächlichen Bedarfen der Länder des Globalen Südens orientiert, um die Klimaschutzziele zu erreichen und die Schwächsten im Umgang mit der Klimakrise zu unterstützen. Die aktuelle Praxis, Klimafinanzierung überwiegend über Kredite zu leisten, steht den Interessen der ärmsten Staaten entgegen. Stattdessen sollten Zuschüsse Vorrang haben. Nur dann kann sichergestellt werden, dass betroffene Länder ausreichend unterstützt werden.
„Kredite erhöhen die ohnehin großen Schuldenberge und behindern die wirtschaftliche Entwicklung der ärmsten Staaten. Jene Länder, die am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, können sich Kredite schlichtweg nicht leisten“, erklärt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. „Damit sie dem Teufelskreis aus Armut und Verschuldung entkommen können, müssen die Verursacher der Klimakrise, allen voran die Industrieländer, ihre Verantwortung annehmen. Sie müssen ein System schaffen, das die ärmsten Länder stärkt und nicht weiter schwächt.“ Das Verursacherprinzip müsse konsequent umgesetzt werden. „Neue Finanzquellen wie eine CO2-Steuer oder eine Superreichensteuer könnten zur Finanzierung erschlossen werden. Es geht um politischen Willen und die Erkenntnis, dass der Klimawandel eine globale Herausforderung ist, die wir nur gemeinsam und fair schultern können.“
Darüber hinaus fordern die ärmsten und verletzlichsten Staaten, die Klimaschäden in das neue Klimafinanzziel einzubeziehen. Bei den Verhandlungen um den Pariser Klimavertrag 2015 haben die Industriestaaten verhindert, dass sie für Klimaschäden aufkommen müssen, daher sind nur Mittel für Klimaschutz und Anpassung Teil des Klimafinanzziels nach 2025. Eine Selbstverpflichtung haben die Industriestaaten bislang abgelehnt.
„Die Folgen des Klimawandels treffen vor allem die Menschen besonders hart, die am wenigsten zu ihm beigetragen haben. Finanzielle Hilfen für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verluste sind für die Betroffenen essenziell“, sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt. „Die Verursacher der Klimakrise haben ihren Teil der Abmachung nicht eingehalten. Neun Jahre nach dem Abschluss des Pariser Klimavertrags können sie sich nicht weiter damit rausreden, dass sie formal nicht für Bewältigung von Klimaschäden geradestehen müssten. Die Emissionen sind seitdem weiter gestiegen, ebenso die globale Durchschnittstemperatur“, sagt Minninger.
Es sei ungerecht, dass die ärmsten Regionen der Welt mit klimabedingten Schäden und Verlusten alleingelassen werden. Dieser Fehler müsse in Baku korrigiert werden. „Die Industrieländer selbst sollten ein Interesse daran haben, Menschen zu unterstützen, nach einer Naturkatastrophe ihre Heimat wieder aufzubauen oder bei schleichenden Klimaveränderungen notfalls umzusiedeln. Es geht auch darum, diese Regionen zu stabilisieren, denn die Klimakrise ist ein zentraler Treiber von Kriegen und Konflikten. Sonst läuft die Welt Gefahr, im Chaos der Klimakrise zu versinken.“
Hintergrund:
Im Pariser Klimavertrag von 2015 wurde vereinbart, dass die Industriestaaten den Entwicklungsländern ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung bereitstellen und für die Zeit nach 2025 ein neues und höheres Klimafinanzziel vereinbart werden muss. Dieses „New Collective Quantified Goal“, kurz NCQG, wird in Baku verhandelt.
Hinweis für Redaktionen:
Sabine Minninger, Klimaexpertin von Brot für die Welt, wird die Verhandlungen in Baku verfolgen und steht für Interviews zur Verfügung.
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Thomas Beckmann, Pressesprecher Brot für die Welt
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