In der armenischen Hauptstadt Eriwan sind die Konflikte mit den Nachbarländern Türkei und Aserbaidschan allgegenwärtig.
© Frank Schultze / Brot für die Welt
Junge Menschen aus Konfliktregionen kommen zusammen, um ihre Vorurteile zu überwinden – das ist die Idee eines Projektes, das in Armeniens Hauptstadt Eriwan seinen Ursprung hatte. Mittlerweile fördert es in vielen Ländern Europas Frieden und Verständigung.
Wer seinen Blick von den Hügeln oberhalb der armenischen Hauptstadt Eriwan in die Ferne schweifen lässt, sieht ein Land, das eingekeilt ist zwischen Staaten, die als Feinde gelten. Im Süden erhebt sich die schneebedeckte Spitze des Berges Ararat. Er liegt auf türkischem Staatsgebiet, die Grenze ist seit mehr als 30 Jahren geschlossen. Im Osten befindet sich die Grenze zu Aserbaidschan. Dahinter liegt die Region Bergkarabach, aus der die armenische Bevölkerung 2023 nach jahrzehntelangen Kämpfen vertrieben wurde. Nicht wenige befürchten, dass der aserbaidschanische Präsident Alijew auch Armenien angreifen könnte.
Ani Arakelyan hat dennoch keine Vorbehalte gegenüber Menschen aus den Nachbarländern. Die 30-jährige Grafikdesignerin hat Freundinnen und Freunde aus Aserbaidschan und aus der Türkei. Kennengelernt hat sie sie bei Treffen der internationalen Jugendorganisation YMCA. Auf Deutsch nennt sich die Organisation Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM), sie hat Niederlassungen in 120 Ländern. In Armenien und Georgien entstand die Idee, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu bauen und Frieden zu stiften.
Mit 15 Jahren nahm Ani zum ersten Mal an einem YMCA-Sommercamp teil. Es war Teil des Projekts „Roots for Peace“ („Wurzeln des Friedens“). Der Armenier Vardan Hambardzumyan hat es 2006 zusammen mit Partnern aus Georgien ins Leben gerufen. An den Workshops nehmen mittlerweile junge Leute aus zahlreichen Konfliktregionen Europas teil: unter anderem aus Osteuropa, dem Westbalkan und dem Nahen Osten. Der Ansatz: Die Teilnehmenden suchen nach dem, was sie verbindet, nicht nach dem, was sie trennt. Und wenn sie in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind, stellen sie eigene kleine Friedensprojekte auf die Beine.
„Das Projekt hat mir sehr geholfen, Stereotype zu hinterfragen“, erzählt Ani Arakelyan. Ein unvergessliches Erlebnis sei für sie ein Treffen in der Türkei gewesen, einem Land, das als Feind Armeniens gilt. „Vorher hatte ich Angst, dorthin zu reisen. Aber als ich dort ankam, traf ich auf ganz normale Menschen.“ Dadurch sei ihr klar geworden, dass Religion, Nationalität und Hautfarbe unwichtig seien. Die junge Frau hat inzwischen selbst eine ganze Reihe von Workshops für „Roots for Peace“ geleitet. „Ich habe versucht, dabei immer meine Überzeugung zu vermitteln: Frieden zwischen den Nationen ist möglich.“
Auch Nika Chikhradze, ein junger Informatiker aus Georgien, engagiert sich als ehemaliger Teilnehmer des „Roots for Peace“-Programms heute selbst für Frieden und Verständigung. Zusammen mit Mitstreitern begleitet er Initiativen, die Angehörige unterschiedlicher ethnischer Minderheiten zusammenbringen. „Das Projekt hatte großen Einfluss auf mein Leben“, erzählt er. „Ich habe so viele wunderbare Menschen kennengelernt. Das hat mich motiviert, weiterzumachen und viele kleine Schritte zu gehen, um große Veränderungen zu erreichen.“
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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