Im Bezirk Rajshahi im Nordwesten von Bangladesch leben die meisten Menschen vom Reisanbau. Viele von ihnen gehören indigenen Minderheiten an.
© Kathrin Harms/Brot für die Welt
Der Klimawandel lässt die Erträge der Kleinbauernfamilien im Nordwesten von Bangladesch immer mehr zurückgehen. Ein Projekt hilft ihnen, Hunger und Armut zu überwinden. Der Ausgangspunkt: gemeinsames Sparen.
Wenn sich Sundori Murmu mit ihrem rosa Sari und der knallblauen Bluse den Weg durch das dichte Gewusel auf dem Markt von Rajabarihat bahnt, zieht sie alle Blicke auf sich. Sie ist eine kleine Frau mit offenem und selbstbewusstem Blick, und sie ist sich ihrer indigenen Herkunft bewusst. Wie auch ihres Namens: Sundori bedeutet „die Schöne“. Sundori Murmu fällt aber schon allein deshalb auf, weil sie die einzige Frau auf dem Markt ist. 90 Prozent der Menschen in Bangladesch sind muslimischen Glaubens. Viele Frauen tragen eine Burka oder meiden die Öffentlichkeit ganz.
Nicht so Sundori Murmu. Seit sieben Jahren ist die 35-Jährige, die der Volksgruppe der Santal angehört, Schatzmeisterin der Dorfgemeinschaft von Gordaing. Seitdem fährt sie einmal im Monat in die Stadt Rajabarihat und geht zur Bank, um dort das Geld ihrer Nachbarinnen und Nachbarn einzuzahlen. „Die ersten Male hatte ich ganz schön Bammel“, erinnert sie sich. „Inzwischen aber fühle ich mich sicher.“ In Workshops, die Brot für die Welt finanziert, hat Sundori Murmu gelernt, welche Rechte sie als Frau und Indigene hat. Heute ist sie in der Lage, „für mich und meine Gemeinschaft einzustehen.“
Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren konnte die Dorfgemeinschaft von Gordaing schon an die 5.000 Euro sparen. Damals hatten sich erstmals Angehörige der Santal-Volksgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern des Centre for Capacity Building of Voluntary Organization (CCBVO) getroffen, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Die hatten sie dazu ermuntert, das traditionelle Konzept des „Rokkhagola“ wiederzubeleben – eines gemeinsamen Speichers für Reis. „Rokkhagola“ bedeutet Festung. Es ist eine Festung, die stark ist, weil ihre Mitglieder zusammenhalten.
Inzwischen sind es in Gordaing Frauen und Männer aus 49 Familien, die gemeinsam für Notzeiten vorsorgen. „Von jeder Mahlzeit legen die Mitglieder eine Handvoll Reis beiseite. Einmal pro Woche bringen sie den Reis dann ins Gemeinschaftszentrum“, erklärt Prodip Mardi, Projektverantwortlicher bei CCBVO. Der Reis wird gewogen und die Menge sorgfältig in ein Buch eingetragen. Schatzmeisterin Sundori Murmu kontrolliert hinterher, ob alle Einträge korrekt sind. Jede Familie legt so etwa ein Kilogramm Reis pro Woche zur Seite. „Wenn eine Familie nicht ausreichend zu essen hat, kann sie sich von den Vorräten etwas nehmen“, erklärt Prodip Mardi.
Wer kann, spart auch etwas Geld. In der Regel schaffen die Familien umgerechnet zehn bis zwanzig Cent pro Woche. „Früher steckten die Menschen in einem Teufelskreis fest: Wer Geld brauchte, lieh es sich bei professionellen Kreditgebern, doch die verlangen extrem hohe Zinsen, bis zu 50 Prozent“, sagt Prodip Mardi. Mit immer neuen Krediten versuchten sie dann, die alten Kredite abzuzahlen. Dank des gemeinsamen Sparguthabens ist das nun anders, der Zins entfällt. Das hilft den Familien in vielen Situationen: „Zur Aussaat leihen wir uns Geld, um davon Saatgut für Reis oder Gemüse zu kaufen“, so Sunil Soren, Sundori Murmus Ehemann. Obwohl das Land, das die Eheleute beackern, nicht sehr fruchtbar ist und die Regenzeit in den letzten Jahren immer kürzer wird, kommt die Familie so gut über die Runden. „Unser Leben hat sich sehr verbessert“, sagt Sundori Murmu und strahlt.
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