Am 22. März 2020 verhängte die bolivianische Regierung eine Ausgangssperre. Seitdem liegt das öffentliche Leben überall brach – wie hier in der Hauptstadt Sucre.
© Karin Desmarowitz/Brot für die Welt
Häusliche Gewalt war schon vor der Corona-Pandemie in Bolivien ein Riesenproblem. Mit der Ausgangssperre nimmt die Gewalt gegen Frauen jetzt weiter zu. Eine Partnerorganisation von Brot für die Welt unterstützt Betroffene in Sucre.
Als Direktorin der Frauenorganisation Centro Juana Azurduy (CJA) hat María Esther Padilla schon in normalen Zeiten alle Hände voll zu tun. Der Machismus gehört zu den größten Herausforderungen der bolivianischen Gesellschaft. Mindestens sieben von zehn Frauen erleben Gewalt, vor allem durch Partner und Verwandte. Diese Situation verschärft das Coronavirus nun zusätzlich.
Anfang Mai zählt Bolivien offiziell 1.470 Infizierte, die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. 71 Menschen sind bisher an den Folgen des Virus gestorben, täglich kommen etwa 50 Neuerkrankungen hinzu. „Unser Gesundheitssystem ist überhaupt nicht auf die Behandlung von Covid19-Patienten vorbereitet“, sagt Anwältin Padilla. „Wir müssen alles tun, damit wir keine Zustände wie in Ecuador erleben, wo die Menschen reihenweise sterben.“
Um die Verbreitung des Virus aufzuhalten, verhängte die Regierung am 22. März eine vollständige Ausgangssperre. Seitdem liegt das öffentliche Leben brach. Kitas, Schulen, Universitäten, Geschäfte und Restaurants haben geschlossen, fliegende Händler können ihre Ware nicht mehr verkaufen. Die Menschen dürfen nur noch an einem Tag pro Woche auf den Großmärkten einkaufen, Polizei und Militär kontrollieren die Ausweise. Wer sich nicht an die Auflagen hält, riskiert hohe Strafen.
Der Stress in den Familien steigt, vor allem in den armen und benachteiligten. „Die Menschen haben kein Einkommen mehr, denn 70 Prozent arbeiten im sogenannten informellen Sektor und der ist durch die Ausgangssperre zusammengebrochen“, sagt María Esther Padilla Sosa. „Zu der Angst vor einer Ansteckung kommt nun die wirtschaftliche Not hinzu – und für viele Frauen das Problem, mit ihren gewalttätigen Partnern in völliger Isolation zu leben“, sagt Lourdes Prieto, die bei CJA für Planung und Verwaltung zuständig ist.
„In Notfällen dürfen wir auch jetzt mit der Polizei in die Wohnungen gehen und gefährdete Frauen und Kinder herausholen“, sagt María Esther Padilla Sosa. Die Frauenhäuser haben jedoch kaum freie Plätze. Deshalb werden Männer auch des Haushalts verwiesen und unter Auflagen ferngehalten. „Wir befürchten allerdings, dass viele Frauen uns gar nicht benachrichtigen“, sagt Lourdes Prieto. Um das große Schweigen zu brechen, verbreitet CJA Aufklärungskampagnen über soziale Netzwerke sowie den eigenen Radiosender Radio Encuentro. Hier geht es auch um Hilfen der Regierung sowie Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus.
„Wir müssen unsere Arbeitsweise grundsätzlich überdenken“, sagt die Direktorin. „Das Virus wird uns noch lange Zeit begleiten, da können wir keine Großveranstaltungen mehr mit 30 bis 100 Frauen durchführen.“ Deshalb entwickelt ihr Team gerade einen Leitfaden für die Telefonberatung. Vernetzung und Nachbarschaftshilfe spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. „Solidarität ist die wichtigste Waffe gegen das Coronavirus“, lautet die einvernehmliche Meinung im Team. Nur gemeinsam sind Frauen stark.
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