Belia Vaca zeigt auf die Erdöl-Schlieren, die auch nach zehn Jahren noch auf ihrer ehemaligen Viehweide schimmern.
© Florian Kopp
Die Erdöl-Förderung im Amazonasgebiet Ecuadors verseucht die Umwelt und die Lebensgrundlage vieler Menschen. Umweltschützer stemmen sich gegen die mächtige Erdöl-Industrie, indem sie die Rechte der Betroffenen und deren Selbstbewusstsein stärken.
Die Hölle ist für Belia Vaca ihre ehemalige Rinderweide. Vor zehn Jahren strömten tausende Liter Erdöl aus einer undichten Pipeline hinunter zur Weide, wo ein kleiner Bach floss und die Familie ihre Fischteiche angelegt hatte. Die Kühe mussten durch das Erdöl waten, um verladen zu werden, wodurch der Preis für ihr Fleisch stark fiel. Viele Bäume starben und alle ihre Fische. Zurück blieb ölverschmierter, giftiger Morast.
Auf dem steht die resolute 53-Jährige nun und schreit einen Mann mit Schnauzbart und Sonnenbrille an: „Nichts ist seitdem passiert, immer nur leere Versprechungen. Ich habe die Schnauze voll von euch!“ Der Mann schwitzt, er arbeitet für die Erdöl-Gesellschaft Andes Petroleum. Selten erlebt er so viel Widerstand wie hier, in dem entlegenen Straßendorf Y de Mitad del Mundo nahe der Grenze zu Kolumbien. Dabei sind Erdöl-Schäden im Amazonas-Regenwald alltäglich.
„Wir haben bislang rund 3.000 Lecks registriert“, erzählt Adolfo Maldonado von der Umweltorganisation Acción Ecológica, „jedes Jahr kommen um die 100 neue dazu.“ Ziemlich viele für eine High-Tech-Industrie, die sich ihrer hohen Sicherheitsstandards rühmt. „Das liegt daran, dass die Firmen die Kosten drücken, wo es nur geht“, erläutert der Arzt und Mitbegründer der Organisation, die von Brot für die Welt unterstützt wird. „Verrostete Pipelines auszuwechseln kostet bis zu 100.000 US-Dollar, sie zu flicken vielleicht 200 pro maroder Stelle.“ Deshalb kämpft er mit den Betroffenen für Entschädigungen und ein Umdenken bei den Ölfirmen, deren Mitarbeiter gerade der wütenden Belia Vaca gegenüberstehen.
„Keine Fotos“, bellt der Schnauzbart nervös und ruft seine Sicherheitsleute. Als Belia Vaca ihm zu verstehen gibt, dass er auf ihrem Grund und Boden steht, überlegt er es sich anders und versucht zu beschwichtigen: „Je schneller wir eine Lösung finden, umso besser für dich, Belia.“ Dann fängt er von Neuem an, die Bretter der Holzhütte auf der Weide zu zählen. Jeder einzelne Nagel wird notiert. Er bietet Belia Vaca am Ende eine Entschädigung an und die vollständige Säuberung ihres Landes. Dass das in den vergangenen zehn Jahren noch nicht geschehen ist, macht sie so wütend. Denn die Zerstörung der Viehweide hat die Existenz der Bauernfamilie bedroht.
Auf ihrer Suche nach Hilfe entdeckte sie die Angebote der Acción Ecológica, besuchte regelmäßig deren Kurse, nahm Nachbarinnen mit und schloss sich einer Widerstandsbewegung an, die vor Gericht Klage gegen die Erdöl-Konzerne eingereicht hat wegen der schweren Umweltverschmutzungen im Amazonas-Regenwald. Außerdem lernte sie bei dem Partner von Brot für die Welt, den Rest ihres Landes ökologisch nachhaltig zu nutzen, wodurch sie und ihr Mann die Lebensgrundlage der Familie sichern konnten. Heute pflegen sie einen essbaren Wald, eine an den Regenwald angepasste Agroforst-Kultur, mit der sie sich fast komplett versorgen können.
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