Seit 2014 arbeitet Ismanie Joseph ehrenamtlich als Hebamme für die Organisation Child Care Haiti (CCH). Mehreren Hundert Kindern hat sie schon auf die Welt geholfen.
© Florian Kopp
Auf der Karibikinsel mangelt es an Ärzten und Krankenhäusern. Vorsorge ist deshalb das Gebot der Stunde. Ein engagiertes Team von Ehrenamtlichen klärt im Nordwesten des Landes über Hygiene auf.
Mit ihrem sonnengelben T-Shirt und dem kleinen schwarzen Rucksack ist Ismanie Joseph schon von Weitem zu erkennen. Die 45-Jährige gehört zu einem Team von zehn ehrenamtlichen Hebammen und Gesundheitspromotoren in der Region Mare-Rouge. 10.000 Menschen leben hier weit verstreut in einfachen Hütten. Es gibt kein fließendes Wasser, Strom haben nur die Wenigen, die einen Generator besitzen. Bei den meisten Familien reicht das Einkommen gerade einmal fürs Essen. Viele können weder lesen noch schreiben. Zwei Dinge dürfen deshalb in Ismanies Rucksack nicht fehlen: Seife und ein Bilderbuch, mit dem sie bei ihren regelmäßigen Hausbesuchen die wichtigsten Hygieneregeln erklärt.
„Ich kann Wissen verbreiten und das Leben meiner Nachbarn verbessern. Das macht mich stolz und zufrieden“, sagt Ismanie. Mehreren Hundert Kindern hat sie schon auf die Welt geholfen, rund ein Dutzend Frauen mit Risikoschwangerschaften ins Krankenhaus überwiesen. „Damit haben wir einigen Frauen und Kindern das Leben gerettet“, sagt die 45-Jährige. Im Schnitt sterben in Haiti 359 von 100.000 Müttern bei der Geburt. Keine der von den Hebammen betreuten Schwangeren war darunter – und das in einer der ärmsten Gegenden des Landes. „Gerade jetzt, in Zeiten des Coronavirus, ist Aufklärung noch wichtiger als sonst“, sagt Gasmy Zamor, der bis zu seinem Tod am 3. Februar 2022 Leiter der von Brot für die Welt unterstützten Organisation Child Care Haiti (CCH) war.
CCH koordiniert nicht nur das Team der Hebammen und Promotoren, sondern betreibt auch eine Gesundheitsstation in Mare-Rouge. Dort werden Geburten ebenso betreut wie Unfälle oder Grippeerkrankungen. „Wir haben sogar vier Beatmungsgeräte und zwei Isolierstationen“, sagt Zamor nicht ohne Stolz. Denn im ganzen Land mit elf Millionen Einwohnern gibt es offiziellen Zahlen zufolge nur 60 Beatmungsgeräte. Würde sich die COVID-19-Pandemie unkontrolliert ausbreiten, wäre eine humanitäre Katastrophe vorprogrammiert. Auf 100.000 Einwohner kommen in Haiti nur 25 Ärztinnen und Ärzte. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 400.
Mitte Mai 2020 sind in Haiti zwar erst 74 Corona-Fälle bekannt geworden, keiner davon in der Region Mare-Rouge. Trotzdem hat CCH seine Schutzmaßnahmen verstärkt. Besuche von Angehörigen auf der Gesundheitsstation sind vorerst verboten, es herrscht Maskenpflicht, und vor Betreten des Zentrums müssen sich alle gründlich die Hände reinigen. „Zusammen mit der Ortsverwaltung haben wir außerdem mobile Waschbecken mit gechlortem Wasser an strategisch wichtigen Punkten wie dem Markt und der Bushaltestelle aufgestellt“, erzählt Zamor. Dort und an den Gemeinschaftsbrunnen schauen die Gesundheitsbrigaden von CCH regelmäßig vorbei und fordern die Anwesenden per Megafon zum Abstandhalten auf. Und im lokalen Radio informiert der Medizinische Direktor von CCH, Cassion Bergel, über das Virus. Das ist wichtig, denn in Mare-Rouge gibt es kein Internet, und der Empfang für Mobiltelefone ist schlecht.
Einen Vorteil haben die Einwohner von Mare-Rouge – viele erinnern sich noch gut an die Cholera-Epidemie und sind dank der regelmäßigen Aufklärungskampagnen von CCH für Hygiene sensibilisiert. Zamor jedenfalls beobachtet eine große Bereitschaft zu Schutzmaßnahmen: „Viele tragen Mundschutz, sie umarmen sich nicht mehr und geben sich auch nicht mehr die Hand“, berichtet er.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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