Viele der knapp drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner im indischen Bundesstaat Manipur gehören ethnischen Minderheiten an. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist arm.
© Frank Schultze
Unmotivierte Lehrkräfte, veraltete Unterrichtsmethoden, häufiger Schulausfall – das staatliche Bildungssystem im überwiegend von Indigenen bewohnten Bundesstaat Manipur ist miserabel. Eine Partnerorganisation von Brot für die Welt will das ändern.
Die Nacht war kalt, aber nun scheint die Sonne durch das geöffnete Fenster und bringt etwas Wärme in das Klassenzimmer. Die Wände des kleinen Raumes bestehen aus Holzbrettern, durch die Ritzen sieht und hört man die Kinder nebenan. Der 12-jährige Sorso in der ersten Reihe bekommt davon jedoch nichts mit. Konzentriert schaut er zur Tafel, auf die sein Lehrer gerade eine Rechenaufgabe schreibt. Neben Sorso und in der Reihe hinter ihm sitzen fünf weitere Jungen und Mädchen – größer ist sie nicht, die 6. Klasse der Dorfschule von New Tusom.
Dass hier heute überhaupt Unterricht stattfindet, ist alles andere als selbstverständlich. „Viele Lehrkräfte erscheinen einfach nicht zum Unterricht“, klagt Gajendra Prasad Mohanty, der Leiter von PASDO, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Die Lehrerinnen und Lehrer seien schlecht ausgebildet und wenig motiviert, manchmal schlügen sie die Kinder auch. „Und wenn die Eltern sich bei den Behörden beschweren, werden die Lehrer bestenfalls versetzt. Aber bis die Stellen dann neu besetzt sind, vergehen Monate.“
Manipur ist einer von sieben Bundesstaaten im Nordosten Indiens, die nur durch einen schmalen Landkorridor mit dem Rest des Landes verbunden sind. Viele der knapp drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gehören ethnischen Minderheiten an. In New Tusom ist das nicht anders. Hier zählen fast alle zur Volksgruppe der Tangkhul Naga, die auch im benachbarten Myanmar zu Hause ist. Die Tangkhul Naga sprechen eine eigene Sprache und haben eine eigene Kultur. Und sie sind, im Unterschied zur Bevölkerungsmehrheit in Indien, überwiegend christlichen Glaubens.
Um für eine bessere Bildung in den Dörfern zu sorgen, hat PASDO eine Reihe von Maßnahmen angestoßen: So existieren inzwischen vielerorts Schul- und Entwicklungskomitees, in denen Eltern und Lehrkräfte gemeinsam überlegen, wie der Unterricht verbessert und der häufige Stundenausfall reduziert werden kann. „Zentren für fröhliches Lernen“ fördern durch Spiele, kulturelle und sportliche Aktivitäten nicht nur die Kreativität und Ausdrucksfähigkeit von Grundschulkindern, sondern auch ihre sozialen Kompetenzen. Und in Jugendclubs diskutieren Heranwachsende über Themen wie Umweltschutz, Menschenrechte, Gleichberechtigung und Drogenmissbrauch.
Die meisten Menschen hier sind arm. Sie leben von dem, was ihre Felder hergeben, auch Sorsos Familie. Als der Junge nach der Schule nach Hause kommt, trocknet vor dem Haus der Reis, den sein Vater in den Tagen zuvor geerntet hat. Er muss für mehrere Monate reichen. Sorsos Eltern setzen sich im Schulkomitee ihres Dorfes für eine bessere Schulbildung ein. „Ich wünsche mir, dass es unsere Kinder einmal besser haben als wir“, sagt Sorsos Vater.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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