Die Kinder des Tageszentrums beim Dordoi-Basar in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek proben an diesem Nachmittag für ihr Herbstfest Gedichte, Lieder und Tänze.
© Kathrin Harms
Auf den Märkten der kirgisischen Hauptstadt Bischkek müssen rund 1.500 Kinder arbeiten. Das „Zentrum zum Schutz der Kinder“ verschafft ihnen Freiräume, Zugang zu Bildung – und genügend Selbstbewusstsein, um ihre Träume zu verwirklichen.
Ubaidullo zieht los. Hinter einem Lastwagen sammelt der kleine, ernste Junge leere Schuhkartons ein, an einem Müllcontainer findet er eine riesige Pappe, die er keuchend hinter sich herschleppt. Er schlängelt sich durch die Menschenmassen in den engen Gängen des Basars und schwatzt den Händlern die Drähte ab, mit denen die Verpackungen der Waren verschlossen waren. Es ist kalt an diesem Herbsttag, wann immer Ubaidullo stehen bleibt, reibt er die Hände aneinander, um sie zu wärmen.
Oft wirkt Ubaidullo so, als stecke ein erwachsener Mann im Körper dieses kleinen Jungen. Er achtet darauf, dass seine Mutter nichts vergisst, wenn sie morgens das Haus verlässt. Er treibt seine ältere Schwester Gulmairam zur Arbeit an. Er ist erst zwölf Jahre alt, aber er benimmt sich so, als laste die gesamte Verantwortung für die Familie auf seinen Schultern.
Im „Zentrum zum Schutz der Kinder“ erhält Ubaidullo ein warmes Mittagessen. Hier wird er regelmäßig von einer Ärztin untersucht, kann mit Gleichaltrigen spielen und wird gefördert. Hier hat man seine Talente entdeckt und sein Selbstvertrauen gestärkt. Inzwischen ist Ubaidullo einer der besten Schüler seiner Klasse. „In zehn Jahren werde ich eine gute Arbeit haben und mit meiner Familie in einem eigenen Haus wohnen“, sagt Ubaidullo zuversichtlich. Er lächelt.
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