Zweimal pro Woche zieht Gesundheitshelfer Matthew Zawalo mit einem Megafon durch die Straßen seines Heimatdorfes Busie, um auf die Gefahren von Corona hinzuweisen.
© Christoph Püschner / Brot für die Welt
Die Infektionszahlen in dem westafrikanischen Land sind noch sehr niedrig. Damit das so bleibt, betreiben ehrenamtliche Gesundheitshelfer wie Matthew Zawalo Aufklärungsarbeit mit Unterstützung von Brot für die Welt.
Wenn Matthew Zawalo in seinem verwaschenen rosa Pullover und der beigen Hose langsam durch die staubigen Straßen seines Dorfes geht, bleiben viele Menschen stehen. Sie drehen sich um und hören ihm aufmerksam zu. In der rechten Hand hält der 38-Jährige ein Megaphon, in der linken ein Plakat. Darauf steht in großen roten Buchstaben: CORONAVIRUS. Zweimal pro Woche zieht Matthew Zawalo damit durch das Dorf Busie kurz vor der Grenze zu Guinea. Gut 1.500 Menschen leben hier. An einem Markttag wie diesem erreicht er besonders viele von ihnen. Zawalos erklärtes Ziel: sein Heimatdorf vor Corona zu schützen. „Das Leben ist gut hier“, sagt er. Das Virus dürfe das nicht zerstören.
Deshalb haben er und drei weitere ehrenamtliche Gesundheitshelfer der Gemeinde an diesem Morgen wieder zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Unter einem großen Baum am Ortsrand haben sie mit viel Abstand Holzbänke und weiße Plastikstühle aufgestellt. Dutzende Menschen sind gekommen. Mithilfe von Bildern zeigt Zawalos Kollege Joseph Dolo, wie das Virus übertragen werden kann. Vor allem aber spricht er über Schutzmaßnahmen: Abstand halten, in die Armbeuge husten, nicht in großen Gruppen essen, sich nicht zur Begrüßung die Hände schütteln. Matthew Zawalo hat sich zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesetzt und nickt zustimmend. Man könne gar nicht oft genug erklären, wie wichtig es sei, sich die Hände gründlich und regelmäßig zu waschen, sagt er und deutet in Richtung Ortseingang. Dort haben die Gesundheitshelfer direkt neben dem Brunnen Seife und einen großen roten Eimer mit Wasser aufgestellt; wer nach Busie kommt, muss sich hier erst einmal die Hände waschen.
Als Liberia im März 2020 den ersten Corona-Fall verzeichnete, war Matthew Zawalo klar, dass sofort gehandelt werden muss. In dem Land mit fünf Millionen Einwohnern ist die Erinnerung an den Ebola-Ausbruch im Jahr 2014 allgegenwärtig: Landesweit starben damals fast 5.000 Menschen. Über Monate legte das Virus Wirtschaft und Gesellschaft komplett lahm und warf den vom Bürgerkrieg gebeutelten Staat um Jahre zurück. Zawalo wusste: So etwas darf sich nicht wiederholen. Unterstützung erhielt er vom Dachverband der christlichen Gesundheitseinrichtungen in Liberia (CHAL), einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Sie stattete ihn wie rund 200 weitere Gesundheitshelferinnen und -helfer im ganzen Land mit Seife und Desinfektionsmitteln aus. Doch nicht nur das: „Sie haben uns fortgebildet. Unser Wissen über das Virus geben wir jetzt im Dorf weiter.“
All das passiert ehrenamtlich. Sein Geld verdient Matthew Zawalo mit dem Anbau von Maniok und Zuckerrohr, den wichtigsten Feldfrüchten in der Region. Obwohl er nach der 9. Klasse gerne weiter zur Schule gegangen wäre, wurde er Bauer wie sein Vater. „Damals hat es mir an Unterstützung gefehlt“, bedauert er. Seine Erfüllung hat er trotzdem gefunden: als Gesundheitshelfer. 2016 wurde er gefragt, ob er diesen Nebenjob übernehmen wolle, und bis heute begeistert ihn das Ehrenamt.
Sein Engagement hat sich ausgezahlt: Im gesamten Jahr 2020 gab es im Dorf nur einen einzigen Corona-Fall. Ein fünfjähriges Mädchen infizierte sich und musste mit seinen Eltern in der Bezirkshauptstadt Ganta in Quarantäne. Die Familie ist längst zurück und das Kind wieder gesund. Matthew Zawalo freut sich noch über etwas anderes: Während des Ebola-Ausbruchs gab es viele Gerüchte über das Virus, etwa dass die Infizierten mit einem Fluch belegt seien. Erkrankte wurden deshalb geächtet und ausgegrenzt. Das passiert nicht mehr. Der Gesundheitshelfer sagt: „Wer Wissen hat, muss keine Angst haben. Corona ist ein Virus, vor dem man sich schützen kann.“
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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