Weltweit das Recht auf Gesundheit durchsetzen
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In Liberia ist die Kindersterblichkeit in den vergangenen 30 Jahren deutlich zurückgegangen. Damit sich diese Entwicklung fortsetzt, braucht es gut ausgestattete Krankenhäuser, aber auch qualifizierte Hebammen wie Agatha Kesselty.
Agatha Kesselty steht neben einer Gruppe angehender Krankenschwestern in leuchtend blauen Blusen und weißen Schürzen. Auf einer Holzbank vor ihnen sitzen mehrere Schwangere, die in wenigen Wochen entbinden werden. Alle schauen auf ein rosa-farbenes Plakat, das auflistet: Socken, Mütze, Handtücher und Windeln. Im United Methodist Hospital in Ganta, der Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Nimba im Norden Liberias, lernt das künftige Pflegepersonal, wie werdende Mütter auf die Entbindung vorbereitet werden und was sie unbedingt mit in den Kreißsaal bringen sollen.
Die Schülerinnen passen gut auf und Agatha Kesselty nickt zufrieden. Sie ist die leitende Krankenschwester und arbeitet seit 14 Jahren in Ganta. Jeden Morgen besucht sie alle Stationen, überprüft die Abläufe, springt ein, wenn eine dringende Untersuchung ansteht und ist Ansprechpartnerin bei Schwierigkeiten. Die Mutter-Kind-Station ist ihr besonders ans Herz gewachsen. „Jede Schwangerschaft, jede Geburt bleibt etwas ganz Besonderes, vor allem, wenn Mutter und Kind gesund sind“, sagt sie strahlend, nachdem sie in einem der beiden Behandlungszimmer eine Schwangere im achten Monat untersucht hat. Die Herztöne des ungeborenen Kindes waren gut zu hören, eine Erleichterung für die werdende Mutter und die Hebamme gleichermaßen.
Die Qualität von Geburtshilfe und Nachsorge habe sich in den vergangenen Jahren spürbar verbessert, sagt die 42-jährige Kesselty. Die Statistik gibt ihr Recht: Starb 1990 noch jedes vierte Kind unter fünf Jahren, war es 2019 nur noch jedes zwölfte. Zum Konzept des Krankenhauses in Ganta gehört, dass die Patientinnen stark einbezogen und umfassend beraten werden. Dazu gehört die passende Ernährung in der Schwangerschaft. „Wer kein Geld hat, um Fleisch zu kaufen, kann stattdessen Bohnen und Eier essen. Das ist günstiger“, rät die Hebamme. Entscheidend sind aber konkrete Informationen zum Ablauf der Geburt, damit die werdenden Mütter gut vorbereitet sind und sich rechtzeitig auf den Weg ins Krankenhaus machen. Verläuft die Geburt ohne Komplikationen, bleiben Mütter und Säuglinge meist 24 Stunden im Krankenhaus. Danach stehen regelmäßige Untersuchungen und Impftermine an.
Der Beruf der Hebamme hat aber auch seine schweren Seiten. Agatha Kesselty beunruhigt zurzeit besonders die Zahl der Vergewaltigungen. Sie sei durch den Ausbruch von Corona gestiegen, wohl wegen der Lockdowns. Auch Kinder sind davon betroffen. Tausende waren ungeschützt zu Hause und in ihren Vierteln, weil die Schulen geschlossen hatten. „Das haben Männer ausgenutzt.“ Vor Missbrauch und sexueller Gewalt warnen mittlerweile große Plakate überall im Land. Agatha Kesseltys Botschaft lautet: Auf gar keinen Fall wegschauen. Stattdessen warnt sie in Radio-Sendungen vor der Gefahr und fordert dazu auf, alle Fälle anzuzeigen. Die Opfer sollen auch unverzüglich ins Krankenhaus kommen oder gebracht werden, um sie gründlich untersuchen zu können.
Trotz der Schattenseiten kann sich Agatha Kesselty keinen anderen Beruf als Hebamme und Krankenschwester vorstellen. Die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten begeistern sie bis heute. Um Standards zu halten und zu verbessern, sei jedoch mehr qualifiziertes Personal notwendig, „uns fehlt zum Beispiel ein Frauenarzt.“ Die Mutter von zwei Kindern hat deshalb einen Wunsch: „Ich möchte gerne, dass meine Tochter Medizin studiert. Am besten wird sie Gynäkologin.“
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