Der lange Kampf für bessere Arbeitsbedingungen
In Serbien lassen westeuropäische Bekleidungs-Unternehmen in Fabriken produzieren, die sich nicht an die Regeln halten. Sie nutzen die Notlage der Menschen aus, wo sie können, doch die Arbeiterinnen und Arbeiter wehren sich.
Gewerkschaftsarbeit im Geheimen
Der Arbeiter Uros Savic trifft sich am späten Abend in der Nische eines Hotel-Restaurants mit der Aktivistin Bojana Tamindzija. Die beiden tauschen sich über die Arbeitsbedingungen in der nahegelegenen Schuhfabrik aus. Was sie besprechen, soll im allgemeinen Gemurmel untergehen, sie wollen so wenig Aufsehen wie möglich erregen. Wer in Serbien schlechte Arbeitsbedingungen kritisiert, riskiert seinen Job. Gerade erst hat Savics Frau ihre Arbeit verloren, vielleicht, weil er sich in der Gewerkschaft engagiert.
Arbeitskampf lohnt sich
Bojana Tamindzija ist die nationale Koordinatorin der Kampagne für saubere Kleidung des Zentrums für Emanzipationspolitik (CPE), einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Sie hat den Arbeiter Uros Savic 2017 kennengelernt, als er in seiner Schuhfabrik für bessere Arbeitsbedingungen einen Produktionsstopp erwirkt hat. Die Arbeiterinnen und Arbeiter dort mussten teilweise 60 Überstunden im Monat machen, was einfach zu viel war. Deshalb haben sie sich zusammengeschlossen und fünf Tage lang die Arbeit nieder gelegt. Am sechsten Tag hat die Geschäftsleitung eingelenkt und Verhandlungen aufgenommen. Seit 2018 müssen sie nur noch acht Überstunden pro Woche machen und das auch nur, wenn es absolut nötig ist. In den meisten Monaten kommen so deutlich weniger als 30 Überstunden zusammen, erzählt Uros Savic mit einem zufriedenen Lächeln.
Gesetze gelten auch in armen Regionen
Uros Savic lebt in Knjazevac, einer Kleinstadt im Osten Serbiens, wo er auch aufgewachsen ist. Er will nicht wegziehen, schon gar nicht in ein anderes Land, wie so viele andere aus der strukturschwachen Gegend. Savic weiß, warum sie weggehen: Es gibt zu wenig Arbeitsplätze in seiner Region, und die sind auch noch schlecht bezahlt. Er wünscht sich für seine Familie und alle anderen auch eine bessere Zukunft, aber hier in Serbien.
Bessere Löhne als positives Signal
Seit 2009 ist er verheiratet. Seine Tochter ist neun, sein Sohn zweieinhalb. Geld für einen Urlaub hatte die Familie noch nie, und jetzt hat seine Frau auch noch ihre Arbeit verloren. Uros Savic ist nun Alleinverdiener. Sein Lohn liegt zwar nur wenig über dem Mindestlohn, aber das ist bereits ein Erfolg in der Bekleidungsindustrie, und auf den ist er stolz. Denn es war der Arbeitskampf von ihm, seinen Kolleginnen und Kollegen, der dazu geführt hat: „Wir haben es geschafft, acht Lohngruppen durchzusetzen. Jetzt gibt es die Möglichkeit, in eine höhere Lohngruppe aufzusteigen. Das ist sehr selten in Serbien. Die höchste Gruppe verdient jetzt 266 Euro netto im Monat. Das sind rund 40 Euro mehr als der Mindestlohn.“
Eine positive Entwicklung. Uros Savic lächelt. Es lohnt sich Positives hervorzuheben, gerade in einem Land wie Serbien, in dem so viele so wenig Hoffnung haben. Die Partnerorganisation von Brot für die Welt, CPE, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Aufmerksamkeit auf positive Entwicklungen wie in der Fabrik von Uros Savic zu lenken. Das macht anderen Arbeiterinnen und Arbeitern in Serbien Mut.
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