Frauen sitzen im Kreis und halten Kräuter in den Händen
Agrarpolitik

Mit guter Landwirtschaft die Ernährung weltweit sichern

Die Landwirtschaft in der EU ist teuer und schadet Kleinbauern auf der ganzen Welt. Eine bessere Agrarpolitik kann arme Länder wirtschaftlich stärken und die Umwelt schützen.

Landwirtschaft unterliegt der Agrarpolitik

Jedes Land regelt über seine Agrarpolitik, welche Ziele die heimische Landwirtschaft wie erreichen soll. Oberste Priorität hat häufig die Ernährungssicherheit der Bevölkerung, aber manchmal auch eine starke Export-Orientierung. Da die nationalen Interessen sehr unterschiedlich sind, stehen sie häufig in scharfer Konkurrenz zueinander, anstatt das große Ganze in den Blick zu nehmen: die solidarische Sicherung der Welternährung durch nachhaltige Landwirtschaft. Insbesondere die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union und die US Farm Bill stehen international stark in der Kritik. Vor allem der durch sie direkt oder indirekt subventionierte Export verursacht immer wieder große Probleme für bäuerliche Betriebe im Globalen Süden.

Wie Agrarpolitik die nationale Landwirtschaft stört

Die Bauern und Kleinbauern im Süden stehen oft in direktem oder indirektem Wettbewerb mit subventioniertem Hühnerfleisch, Getreide oder Milch aus der EU, was sie stark benachteiligt. Ihnen gehen wichtige Märkte für landwirtschaftliche Produkte verloren und sie müssen in einigen Fällen sogar die Produktion komplett einstellen. Da in vielen Staaten des Südens immer noch mehr als 50 Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft arbeiten, leidet einer der zentralen Wirtschaftsbereiche dieser Länder unter den Subventionen des Nordens. Das schadet der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung und schwächt die so wichtige Ernährungssicherung vor Ort.

Aber auch die Agrarpolitik der Länder des Südens kann problematisch sein. Manche orientieren sich noch an den alten kolonialen Mustern und trimmen die Landwirtschaft auf wenige Exportprodukte wie Futtersoja, Baumwolle oder Kakao, die zwar Devisen einbringen, aber enorme Flächen brauchen, die für die lokale Nahrungsmittelproduktion wegfallen. Vor allem in Afrika gibt es einen Trend zur Subvention von Betriebsmitteln wie chemischem Dünger oder Hybrid-Saatgut. In der Folge erreichen viele Agrarfördergelder dieser Staaten gar nicht die Bäuerinnen und Bauern, sondern sie gehen recht direkt an die großen internationalen Agrarkonzerne. Außerdem fördert das nicht nachhaltige Anbau-Methoden statt der traditionellen Stärken der lokalen Bäuerinnen und Bauern, die häufig schon heute agrarökologisch arbeiten.

Agrarpolitik darf niemandem schaden

Die Exporte der EU nach Afrika müssen reguliert werden, damit sie nicht die lokale Landwirtschaft beeinträchtigen und keine neuen Abhängigkeiten schaffen oder alte zementieren. Das gilt insbesondere für Fleisch, Milch und Weizen. Generell muss die EU weniger landwirtschaftliche Produkte exportieren. Gleichzeitig braucht die afrikanische Landwirtschaft politische und finanzielle Hilfe, damit sie so produktiv wird, dass Nahrungsmittelimporte unnötig werden. Dann haben Bäuerinnen und Bauern auch wieder ein Auskommen, was die ländlichen Gebiete stärkt und attraktiver macht.

Aber auch die Futtermittel-Importe der EU gehören auf den Prüfstand. Insbesondere der Soja-Anbau führt häufig zur Vertreibung von Bauern und Indigen sowie schweren Umweltzerstörungen. Deshalb muss die europäische Agrarpolitik den heimischen Anbau von eiweißreichen Futtermitteln wie Leguminosen stärker fördern und strenge Regeln für Futter-Importe durchsetzen.

Was Brot für die Welt tut

Wir setzen uns zusammen mit unseren Partnerorganisationen seit Jahren auf vielen Ebenen für eine Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU ein (GAP). Sie darf in allererster Linie den Menschen im Globalen Süden nicht mehr schaden. Dafür ist es wichtig, die landwirtschaftlichen Exporte zu reduzieren und so zu regulieren, dass diese nicht zu Lasten von Bäuerinnen und Bauern in den Ländern des Südens gehen. Ebenso wichtig ist es, den Import von Futter-Soja zu verringern. Außerdem muss die EU über eine reformierte Agrarpolitik die Schöpfung bewahren und weltweit das Recht auf Nahrung achten.

Darüber hinaus unterstützen wir Partnerorganisationen im Globalen Süden bei ihrem Einsatz für die Reform und Verbesserung der Agrarpolitik in ihren Ländern. Unsere gemeinsamen Kernforderungen sind die Festschreibung des Rechts auf Nahrung, die Stärkung kleinbäuerlicher Familienbetriebe und die Förderung agrarökologischer Anbau-Methoden in der Landwirtschaft.

Was Sie tun können

Machen Sie mit bei der Kampagne Meine-Landwirtschaft oder dem Bündnis Wir-haben-es-satt, die wir beide mitbegründet haben. Die Ziele sind jeweils die ökologisch und sozial nachhaltige Reform der EU-Agrarpolitik sowie Solidarität mit den Bäuerinnen und Bauern im Globalen Süden. Informieren sie sich beim Projekt Weltacker, wie viel Ackerfläche Ihnen persönlich zur Verfügung steht und nach welchen Prinzipien sie bewirtschaftet werden muss, damit Sie davon leben können. Suchen Sie das direkte Gespräch mit Bäuerinnen und Bauern in ihrer Umgebung und informieren Sie sich über deren Arbeits- und Produktionsbedingungen. Kaufen Sie regional ein, bio und fair, so fördern sie eine Agrarwende, die niemandem schadet.

Material zum Mitnehmen

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