Anpassungsindex 2024

Rangliste der Unterfinanzierung

Von Afghanistan bis Tuvalu: 129 Länder, eingeteilt in fünf Kategorien. Die Gesamtübersicht.

 

Die Rangliste basiert auf der im Zeitraum 2015-2021 zugesagten Anpassungsfinanzierung der Länder pro Kopf

Die Tabelle zeigt die Rangliste der Unterfinanzierung basierend auf einer Pro Kopf-Berechnung der Zuflüsse an internationaler Anpassungsfinanzierung (2015-2021).

Wie im Vorjahr zeigt sie einige sehr ernüchternde Ergebnisse: 90 Prozent der 129 im diesjährigen Index bewerteten Entwicklungsländer erhielten weniger Mittel aus der internationalen Klimaanpassungsfinanzierung, als ihnen bei einer fairen Verteilung auf der Grundlage ihres Klimarisikos im Rahmen einer Pro-Kopf-Analyse zugestanden hätte. Wird die Bevölkerungsgröße nicht berücksichtigt, fehlt einer noch höheren Anzahl von Ländern eine Finanzierung die ihrem Risiko entspricht, wobei nur zwölf Prozent der Länder einen angemessenen oder guten Finanzierungsanteil erhalten.

Die zehn am stärksten unterfinanzierten Länder sind in diesem Jahr Afghanistan, Tschad, Südsudan, Somalia, Niger, Mali, Jemen, Äthiopien, Uganda und Irak. Im Vergleich zum Vorjahr sind neun Länder unverändert unterfinanziert, der Tschad ist hinzugekommen und der Sudan hat sich aufgrund der höheren finanziellen Förderung und eines geringeren Klimarisikos verbessert.

Verteilungsgerechtigkeit hat sich verschlechtert

Insgesamt hat sich die Verteilungsgerechtigkeit im Vergleich zum Anpassungsindex 2023, der bereits sehr schlechte Werte aufwies, noch einmal leicht verschlechtert: Nur 13 Länder mit einer Gesamtbevölkerung von gerade einmal 7,6 Millionen erhielten einen angemessenen oder guten Anteil an der internationalen Klimafinanzierung.

Dies bedeutet, dass die Finanzierungspraxis weiterhin im krassen Gegensatz zu den Zielen der internationalen Klimapolitik steht. Nach diesen müsste die Anpassungsfinanzierung die Verwundbarkeit der jeweiligen Länder berücksichtigen.

Absolut und pro Kopf: Zwei Betrachtungsweisen

Wir berechnen den Index für jedes Land auf zwei Arten: Zum einen pro Kopf; die internationale Anpassungsfinanzierung berücksichtigt die Bevölkerungszahl des jeweiligen Landes. Zum anderen in absoluten Zahlen pro Land, die Bevölkerungsanzahl wird dabei außer Acht gelassen.

Die Pro-Kopf-Betrachtung stellt jeden einzelnen Menschen stärker in den Mittelpunkt, sie folgt also dem menschenrechtsbasierten Ansatz oder dem "Leave no one behind"-Ansatz der Agenda 2030. Doch insbesondere in dünn besiedelten Ländern zeigt sich: Je weniger Menschen, desto höher die Anpassungskosten. Letztlich sind die Unterschiede zwischen den Berechnungsmethoden nicht sehr groß. Nur bei Ländern mit hohem Klimarisiko und gleichzeitig hoher Bevölkerungszahl wie Indien, Vietnam oder Indonesien ändert sich das Ranking deutlich.

Beispiel Indien

Betrachtet man die Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel in absoluten Zahlen und lässt die Bevölkerungszahl eines Landes außer Acht, ändert sich die Rangfolge nicht wesentlich. Größere Abweichungen ergeben sich vor allem bei einigen wenigen, relativ vulnerablen und zugleich sehr bevölkerungsreichen Staaten, die relativ viel Anpassungsfinanzierung erhalten. Dazu zählen Indien, Vietnam, Bangladesch, Philippinen oder Indonesien. Sie schneiden nach absoluten Zahlen gut ab (angemessene Finanzierung), rutschen aber deutlich ab, wenn man ihre hohe Bevölkerungszahl berücksichtigt.

Die Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen sind im Fall Indiens besonders auffällig, wie die folgende Grafik zeigt. Gemessen am absoluten Mittelzufluss ist Indien mit einem Wert von 1,44 das am besten finanzierte Land, noch vor Indonesien (1,03). Wird hingegen die Bevölkerungsgröße berücksichtigt und der Indexwert auf Pro-Kopf-Basis berechnet, erreicht Indien nur einen Wert von 0,45 und gehört zur Gruppe der 37 am stärksten unterfinanzierten Länder.

Infografik: Vergleich der Berechnungsmethoden für das Land Indien
Infografik: Vergleich der Berechnungsmethoden für das Land Indien

Vier Punkte, die durch die Rangliste verdeutlicht werden

Besonders betroffen sind afrikanische Staaten. Außerdem auffällig: 90 Prozent der am wenigsten entwickelten Länder (LCDs) erhalten zu wenig aus dem Topf der Klimaanpassungsfinanzierung, nur drei von ihnen bekommen angesichts ihres Risikos einen angemessenen Anteil. Und das, obwohl sie laut Pariser Klimaabkommen vorranging behandelt werden sollten, gerade weil ihre Umweltbedingungen und sozioökonomischen Herausforderungen besonders anfällig für Klimafolgen wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme sind.

In fragilen Staaten, in denen die Regierungen aufgrund von beispielsweise Gewaltkonflikten oder fehlender Rechtsstaatlichkeit nicht in der Lage sind, grundlegende Rahmenbedingungen für Klimaanpassungshilfe zu schaffen, sind die Möglichkeiten der Zusammenarbeit stark eingeschränkt oder ausgeschlossen. Von den 28 Staaten der drei höchsten Warnstufen des Fragilität-Index sind 21 extrem unterfinanziert und sieben stark unterfinanziert. Keines dieser Länder hat also fairen Finanzierungszugang gemessen am eigenen Klimarisiko.

Aus klimapolitischer Sicht wäre zu erwarten, dass ärmere Staaten überproportional gefördert werden, weil sie die Unterstützung besonders benötigen. Das Gegenteil ist der Fall. Der Grund dafür ist, dass die Rahmenbedingungen für Investitionen in wohlhabenden Ländern günstiger sind. Dadurch können Projekte für Anpassungen an den Klimawandel leichter umgesetzt werden.
Da die Klimarisiken in fast allen Ländern mit hohem Einkommen vergleichsweise gering sind, zeigt dies auch einen klaren Widerspruch zum erklärten Ziel, der Unterstützung der am stärksten gefährdeten Menschen höchste Priorität einzuräumen. Widerum: Das Gegenteil ist der Fall. Daher besteht auch hier die Notwendigkeit, eine klimagerechtere Finanzierungsstrategie für die Anpassung zu entwickeln.

Vergleicht man das Verschuldungsniveau von Ländern mit ihrem Zugang zu Anpassungsfinanzierung, ergeben sich hingegen keine klaren Tendenzen: Länder mit kritischer und sehr kritischer Verschuldung verteilen sich relativ gleichmäßig über die gesamte Bandbreite des Index.

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Climate Adaptation Finance Index 2024
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