Simbabwe

Unsichere Zukunft

Simbabwes Zivilgesellschaft ist von der Schreckensherrschaft Robert Mugabes befreit und in Aufbruchstimmung. Viele Gesetze, die unter Mugabe zur Verfolgung von Aktivist*innen genutzt wurden, bleiben aber in Kraft und können jederzeit wieder angewandt werden.

Die politische Lage in Simbabwe

  • CIVICUS-Einstufung: unterdrückt
  • Zwischen 2000 und 2010 sank die Wirtschaftsleistung um mehr als ein Drittel
  • Fast 90 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung sind im informellen Sektor tätig 

Im November 2017 erzwang das Militär den Rücktritt Robert Mugabes, den mit 93 Jahren ältesten Staatschef Afrikas. Auslöser war ein innerparteilicher Konflikt über seine Erbfolge, der eskaliert war. Mugabe hatte Simbabwe 1980 in die Unabhängigkeit von den britischen Kolonialherren geführt und das Land in den Jahren danach wirtschaftlich ruiniert. Teile der Zivilgesellschaft feierten den Sturz Mugabes 2017 als Befreiung.

Das Militär setzte den ehemaligen Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa an die Spitze der Regierungspartei ZANU-PF und machte ihn zum Interimspräsidenten. Der 75-jährige Mnangagwa war in den 1980er Jahren Minister für Nationale Sicherheit, als Teile der simbabwischen Armee mehr als 20.000 angebliche Dissidenten und Angehörige des Volksstamms der Ndebele töteten.

Chance zur politischen Erneuerung

Obwohl die Folgen des Mugabe-Regimes noch zu spüren sind, sehen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft in dem Machtwechsel eine Möglichkeit für politische Erneuerung. Sie forderten den neuen Präsidenten in einem offenen Brief auf, einen Versöhnungsprozess einzuleiten, Militär-Massaker aufzuarbeiten, die Korruption zu bekämpfen sowie die Zivilgesellschaft an Dialogen zu Friedens- und Sicherheitspolitik zu beteiligen.

Neuer Präsident aus dem alten Macht-Apparat

Die Wahl im August 2018 entschied Mnangagwa mit knapper Mehrheit für sich. Dabei brachen gesellschaftliche Konflikte wieder auf. Wahlbeobachter*innen sprachen von einem unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt durch Soldaten. Nelson Chamisa, der Anführer des Oppositionsbündnisses Movement for Democratic Change (MDC) nannte das Wahlergebnis „betrügerisch, illegal, illegitim und durch schwerwiegende Glaubwürdigkeitslücken gekennzeichnet“. Die Opposition focht den Wahlsieg Mnangagwas vor Gericht an, unterlag jedoch.

Wieder Gewalt und Repressionen

 Gegen eine Demonstration von Oppositionsanhänger*innen wandten die Behörden das umstrittene Sicherheitsgesetz POSA an und schickten gepanzerte Fahrzeuge und Soldaten in die Hauptstadt, die mit scharfer Munition auf die unbewaffneten Demonstrant*innen schossen. Dabei kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, viele weitere erlitten Schussverletzungen. Journalist*innen, die versuchten, die Ereignisse zu dokumentieren wurden bedroht und gezwungen ihre Arbeit zu beenden. In den Tagen danach wurden Anhänger*innen der Opposition von Sicherheitskräften verfolgt, schikaniert und teils verhaftet und in das berüchtigte Chikarubi-Hochsicherheitsgefängnis gebracht.

Eine MDC-Pressekonferenz wurde von Einsatzkräften in Kampfmontur gestürmt, die mit ihren Schildern und Schlagstöcken drohten, um die anwesenden Journalist*innen einzuschüchtern und zu vertreiben. Viele Mitglieder des Oppositionsbündnisses sind untergetaucht oder vorübergehend ins Ausland geflohen.

Material zum Mitnehmen

Atlas der Zivilgesellschaft 2019

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