Togo

Politische Krise

Togo wird seit mehr als 50 Jahren von einer einzigen Familie regiert. Kurz nach der Unabhängigkeit schwang sich der Offizier Gnassingbé Eyedema zum Machthaber auf, und ihm folgte 2005 sein Sohn Faure Gnassingbé. Seit 2017 protestieren Hunderttausende gegen das autoritäre Regime, das mit Repression antwortet.

Die politische Lage in Togo

  • CIVICUS-Einstufung: beschränkt
  • Bis 2008 keine deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Togo wegen Repressionen
  • Von den rund acht Millionen Togoer*innen leben zwei Millionen im Ausland 

Am 27. April 1960 erlangte Togo seine Unabhängigkeit, doch Frankreich wollte an seinen kolonialen Privilegien festhalten. Als sich der erste frei gewählte Präsident Togos, Sylvanus Olympio, weigerte die „Kolonialschulden“ zu bezahlen, wurde er 1963 von einer Gruppe ehemaliger Mitglieder der französischen Fremdenlegion ermordet. Deren Anführer, Gnassingbé Eyadéma, übernahm 1967 selbst die Macht und formte Togo zu einem Polizeistaat.

Als er 2005 starb, übernahm sein Sohn Faure Gnassingbé die Amtsgeschäfte. Aufgrund internationalen Drucks ließ er doch noch Wahlen abhalten, die er angeblich gewann. Bei Protesten gegen Wahlbetrug wurden mehr als 500 Menschen getötet, woraufhin bis zu 200.000 Togoer*innen in die Nachbarländer Benin und Ghana flüchteten. Regelmäßig kommt es zu exzessiver Gewalt durch Sicherheitskräfte. Viele Menschen befürchten, dass Faure Gnassingbé genau wie sein Vater Präsident auf Lebenszeit sein wird.

Viele Proteste, viele Tote

Obwohl die Regierung zivilgesellschaftliche Freiheiten systematisch beschneidet und Kritiker*innen, Aktivist*innen und Oppositionelle verfolgt, wenn sie ihre Meinung kundtun, herrscht in Togo eine rege Protestkultur. Die Menschen demonstrieren gegen Einschnitte im Gesundheits- und Bildungswesen, steigende Benzinpreise, den Phosphat-Abbau an der Küste, der die Lebensgrundlage der Menschen dort zerstört, gegen die Ausbeutung togoischer Wanderarbeiter*innen im Libanon oder die Schließung unabhängiger Medien.

Vor allem aber demonstrieren sie gegen den amtierenden Präsidenten Faure Gnassingbé. Motiviert durch den politischen Wandel in den Nachbarländern Ghana, Benin und Burkina Faso dauern die Anti-Gnassingbé-Demonstrationen seit August 2017 an. Der Präsident weigert sich aber zurückzutreten. Die Regierung schlug die Proteste teils blutig nieder, mindestens ein Dutzend Menschen wurden getötet, zahlreiche weitere verletzt.

Regime unterdrückt Zivilgesellschaft weiter

Nach den Ausschreitungen begann ein Dialog zwischen Regierung und Opposition, vermittelt durch das Westafrikanische Staatenbündnis Ecowas. Doch die Empfehlungen wurden bislang nicht umgesetzt, etwa das Wählerverzeichnis zu aktualisieren, die Wahlkommission neu zu besetzen und die Amtszeiten des Präsidenten auf zwei zu beschränken.

„Im Zusammenhang mit der politischen Krise und den Demonstrationen werden immer mehr Menschen festgenommen und unter konstruierten Vorwürfen inhaftiert“, sagt Ghislain Kofı Nyaku von der Dachorganisation gegen Straflosigkeit in Togo, CACIT. Wer die Regierung öffentlich kritisiert, werde schnell als oppositionell eingestuft und durch polizeiliche Vorladungen, Durchsuchungen, Beschlagnahmungen und andere Einschüchterungsversuche schikaniert. Bei Vorwürfen wegen Folter ermittle die Polizei nicht. „Wir haben 87 Klagen eingereicht zwischen 2006 und 2017, aber in keinem Fall wurden Ermittlungen aufgenommen“, sagt Nyaku. „Wir befürchten, dass der Druck auf die Zivilgesellschaft und die Gewalt mit den 2020 anstehenden Wahlen noch einmal zunehmen wird.“

Material zum Mitnehmen

Atlas der Zivilgesellschaft 2019

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