Kleine Fänge, große Wirkung
Die Kleinfischerei in Binnengewässern leistet in vielen Entwicklungsländern einen wichtigen Beitrag zur Überwindung von Hunger und Reduzierung von Mangelernährung. Gerade für die Ärmsten ist Fisch vielerorts essentiell für die Versorgung mit Eiweiß und Mikronährstoffen. Doch die Kleinfischer an Flüssen und Seen sind bedroht.
Fisch verhindert Mangelernährung
Die handwerkliche Inlandsfischerei an Flüssen und Seen ist in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern eine wichtige Einkommens- und Nahrungsquelle. In China, Indien und den südostasiatischen Länder werden über 60 Prozent des weltweiten Süßwasserfischs gefangen. Auch in Afrika hängen viele Menschen von lokal gehandeltem Fisch als Haupteiweißquelle ab. Dazu enthält Fisch relativ hohe Anteile an Mikronährstoffen wie Vitaminen und Mineralien, die essentiell für eine gesunde Ernährung sind. Schon kleine Mengen Fisch können daher wesentlich zur Vermeidung vonMangelernährung beitragen.
Fischer mit kleinen Boote dominieren den Sektor: Etwa 20 Millionen von ihnen leben weltweit von der handwerklichen Fischerei. Geschätzte 40 Millionen, darunter besonders viele Frauen, sind in der zumeist vor Ort erfolgenden Weiterverarbeitung und im Handel beschäftigt. Nur ein sehr kleiner Anteil der Fänge wird exportiert – der Löwenanteil landet direkt oder auf kurzen Umwegen auf heimischen Tellern und wird von offiziellen Statistiken nicht erfasst. Das gilt insbesondere auch für die Subsistenzfischerei, bei der Familien an kleinen Flüssen und Seen selbst für den eigenen Bedarf fischen. Vor allem in Asien spielt auch traditionelle Aquakultur eine wichtige Rolle: Zum Beispiel ziehen in Bangladesch viele Familien in Teichen Karpfen auf, die einen großen Anteil des verzehrten Fisches ausmachen.
Gefährdung durch Wasserkrise
Die zunehmende Schädigung der Gewässer ist die größte Bedrohung für die inländische Fischerei in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Zum Teil ist die Fischerei selbst Verursacherin: Immer mehr Fischerinnen und Fischer mit immer effizienterer Ausrüstung tragen vielerorts zur Überfischung bei. Daneben sind es vor allem Wirtschaftswachstum und groß angelegte Entwicklungsmaßnahmen, die die aquatischen Ökosysteme und damit die Nahrungs- und Einkommensquelle von Millionen gefährden.
Die intensive Landwirtschaft und Tierhaltung sind vielerorts durch exzessive Wasserentnahmen und die Einleitung von mit Düngemitteln, Pestiziden und Medikamenten verschmutzen Abwässern ebenfalls dafür verantwortlich, dass die ökologische Tragfähigkeit von Flüssen und Seen überschritten wird. Dies ist einer der Gründe dafür, dass das Artensterben in Binnengewässern um ein Vielfaches höher ist als in den Meeren.
Auch die zunehmende Industrialisierung, Urbanisierung, Abholzung und der Bergbau tragen zu verringerter Wasserverfügbarkeit, Verschmutzung und Veränderungen in Gewässerverläufen bei. Die Umleitung von Flüssen und der Bau von Dämmen stellen massive Eingriffe in den Lebensraum von Fischen dar und können zum Beispiel dazu führen, dass bestimmte Fischarten ihre Futter- und Laichgebiete nicht mehr erreichen können.
Wie auch in der Landwirtschaft sind es die kleinen Produzentinnen und Produzenten und die Ärmsten vor Ort, die direkt und am stärksten negativ betroffen sind. Wo Fischlebensräume verloren oder geschädigt werden, verlieren auch Menschen ihre Nahrungsquelle, oft ohne adäquaten Ersatz.
Was geschehen muss
- Politische Entscheidungsträgerinnen und –träger müssen die handwerkliche Binnenfischerei besonders stärken.
- Fischergemeinschaften müssen personell und institutionell gestärkt werden.
- Die „Freiwilligen Leitlinien zum Schutz der Kleinfischerei“ der Welternährungsorganisation müssen in bestehende nationale Strategien integriert werden.
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