Eine Bedrohung für die Ernährung
Der Klimawandel verschärft die globale Wasserkrise, was vor allem in den tropischen und subtropischen Breiten schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft haben wird. Insbesondere ärmeren Ländern droht, dass sich die Ernährungslage verschlechtert.
Weniger Regen und weniger Gletscherwasser
Viele Auswirkungen des Klimawandels sind nur schwer vorhersehbar. Ob eine Region trockener wird oder feuchter, ob der Regen gleichmäßiger fällt oder Sturzfluten auslöst, ist im Voraus kaum zu sagen. Als sehr wahrscheinlich gilt allerdings, dass gerade in den trockenen und subtropischen Regionen weniger Wasser verfügbar sein wird. Gleichzeitig werden steigende Temperaturen dazu führen, dass mehr Wasser durch Verdunstung verloren geht.
Unbestritten ist, dass die Gletscher schmelzen und noch schneller schmelzen werden. Das wird einigen Regionen in Lateinamerika und Asien zunächst mehr Wasser bescheren, langfristig aber weniger, weil die Gletscher verschwinden. Das betrifft zum Beispiel Peru, wo sowohl die intensive Landwirtschaft als auch Kleinbauernfamilien vom Wasser aus den Andengletschern abhängig sind.
Ernten in Gefahr
Darüber hinaus erwarten die Klimaforscher, dass es in Zukunft sowohl häufiger zu schweren Dürren kommen wird als auch zu mehr Überflutungen. In einigen Regionen, zum Beispiel in Indien und im Norden Chinas, könnte die Wasserverfügbarkeit aufgrund des Klimawandels insgesamt zwar ansteigen, aber angesichts eines gleichzeitig erhöhten Risikos von Überflutungen und stärkeren Schwankungen in den Niederschlägen ist das nicht zwangsläufig eine gute Nachricht für die Landwirtschaft.
Der Klimawandel wird also die Verfügbarkeit von Wasser zum Teil drastisch verändern. Dies trifft auch Regionen, in denen heute Hunger herrscht, wie die Länder der Sahelzone, Ostafrika, Indien und die Andenländer in Lateinamerika.
Mehr Hunger
Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster werden zum Beispiel in Afrika die Getreide-Erträge vermutlich gerade dort sinken lassen, wo sie heute schon besonders niedrig sind. Die Kleinbauernfamilien, die hier fast ausschließlich von traditionellem Regenfeldbau leben, sind besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels.
Allerdings hängen die Auswirkungen des Klimawandels auf Ernten und Ernährungssicherheit nicht nur vom Wasser ab. Auch die klimatischen Ausgangsbedingungen spielen eine Rolle, ebenso die Eigenschaften der Feldfrüchte, zum Beispiel wie empfindlich sie auf Nässe reagieren, auf Trockenheit oder Hitze.
In manchen Regionen wie dem Norden Chinas und der südamerikanischen Pampa könnten als Folge des Klimawandels die Ernte-Erträge sogar steigen: Höhere Temperaturen können zu längeren Anbauperioden führen, und der höhere CO2-Gehalt in der Atmosphäre regt das Pflanzenwachstum an. Global gesehen werden aber mit hoher Wahrscheinlichkeit die negativen Folgen des Klimawandels überwiegen.
Gefahren für Tierhalter und Fischer
Neben dem Pflanzenbau leidet auch die Nutztierhaltung darunter, wenn Dürren und Überflutungen zunehmen. Das Futter wird knapp und Krankheitserreger können sich ausbreiten in Regionen, in denen sie bisher nicht vorkamen. So haben beispielsweise stärkere Regenfälle in Teilen Afrikas und im Mittleren Osten zu mehr Moskitos geführt und damit zur Verbreitung des Rifttalfiebers. Für Wiederkäuer ist es meist tödlich und auch der Mensch kann daran erkranken, mit schwerwiegenden Folgen bis hin zu Erblindung und Tod. Heilbar ist es nicht.
Die Ökosysteme in Meeren, Flüssen und Seen werden von steigenden Wassertemperaturen ebenfalls aus dem Gleichgewicht gebracht, was die Fischbestände und damit die von ihnen abhängigen Fischerinnen und Fischer empfindlich treffen wird.
Was geschehen muss
- Nach Einschätzungen des UN-Klimaberichts ist es ab einem globalen Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius kaum noch möglich, das klimabedingte Risiko für die Ernährungssicherheit durch Anpassungsmaßnahmen zu reduzieren (IPCC 2014). Eine ehrgeizige Klimapolitik ist daher dringend notwendig. Die Staatengemeinschaft – und hier vor allem die Hauptverursacher der Klimawandels – müssen ihre Treibhausgas-Emissionen in den nächsten Jahren drastisch reduzieren, um die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern.
- Darüber hinaus müssen erhebliche Finanzmittel für die Anpassung an den Klimawandel in ärmeren Ländern bereitgestellt werden. Gerade Kleinbauernfamilien, die vom Regenfeldbau leben, werden vom Klimawandel hart getroffen werden, aber auch Nomadinnen und Binnenfischer. Ihnen wird es auch besonders schwer fallen, sich an die Umweltveränderungen erfolgreich anzupassen. Ihre Unterstützung sollte daher zu einem zentralen Punkt globaler und nationaler Anpassungsstrategien werden.
- Grundsätzlich müssen Technologien und Ansätze, die für die Ärmsten bezahlbar und umsetzbar sind, mehr Aufmerksamkeit erhalten. Man kann Ernte-Ausfälle zum Beispiel ausgleichen, wenn die Bauern zusätzlich Tiere halten, die eine finanzielle Absicherung für harte Zeiten sind. Auch Schatten spendende Bäume anzupflanzen gehört nicht zu den Technologien, für die sich die industrielle Landwirtschaft interessiert. Aber es ist eine Schutzmaßnahme, die einen spürbaren Unterschied für arme Kleinbauern und -bäuerinnen ausmachen kann.
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