Fair reisen
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Kaum eine Branche verändert sich in Folge der Digitalisierung so rasch und drastisch wie die Tourismusbranche. Gingen Reisende vor 20 Jahren noch ins Reisebüro um die Ecke, suchen heute 67 Prozent der Deutschen Reiseinformationen übers Internet - und immer mehr buchen den kompletten Urlaub online.
Für fast 90 Prozent der heute 18- bis 33-Jährigen ist das Smartphone der wichtigste Begleiter auf Reisen. Sei es, um sich vor Ort zu orientieren, Restaurants und Attraktionen in der Nähe zu finden, Unterkünfte zu buchen oder eine Taxifahrt zu organisieren. Fündig werden die Reisenden auf der stetig wachsenden Anzahl von Online-Plattformen wie Trip Advisor, Uber oder Google Trips. Das Geschäftsmodell der Plattformen ist simpel: Sie stellen eine Art digitalen Marktplatz zur Verfügung und treten als Vermittler zwischen Dienstleistern wie Hoteliers, Reiseführerinnen oder Taxifahrern und den Reisenden auf.
Für kleinere Anbieter im Globalen Süden hat dieses neue Geschäftsmodell zwei Seiten. Einerseits kann eine abgelegene Lodge in den peruanischen Anden Reisende aus Deutschland direkt erreichen - etwa über eine eigene Website, soziale Netzwerke oder per E-Mail, Sie sind nicht mehr auf die klassische Vermittlung über internationale Reiseveranstalter angewiesen. Andererseits konkurriert die Lodge nicht nur mit dem kleinen Hotel im Nachbardorf, sondern buhlt nun im Netz mit Unterkünften auf der ganzen Welt um die Aufmerksamkeit der Kundschaft.
Studien der Universität Oxford zeigen am Beispiel Kenia und Ruanda, dass vor allem größere Hotels ihre Angebote erfolgreich auf internationalen Buchungsplattformen anbieten. Auch in Indien, dem am stärksten digitalisierten Reisemarkt der Welt, sind es vor allem kleinere, familiengeführte Hotels und Lodges, denen es oft an Know-How und dem nötigen Kapital fehlt, um gute Platzierungen auf den Buchungsplattformen zu erreichen. Das zeigt auch unsere aktuelle Studie. Viele der kleineren Hotels und Lodges haben bisher keine eigene Website und verwalten ihre Zimmerreservierungen nach wie vor von Hand.
Immer mehr Plattformen bieten nicht nur Unterkünfte an, sondern vermitteln auch Dienstleistungen wie geführte Touren und Ausflüge. Reisende, die diese Angebote bereits im Voraus buchen, haben oft keine Zeit mehr, ziellos über den Markt zu schlendern oder sich vor Ort von den Angeboten inspirieren zu lassen. Gerade Kleinstanbieter im informellen Bereich und lokale Händler haben so kaum mehr eine Chance, ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Mit wenigen Klicks lassen sich Anbieter, Preise und häufig auch Bewertungen auf großen Online-Plattformen vergleichen. Für die touristischen Dienstleister sind natürlich insbesondere jene Plattformen interessant, die von vielen Reisenden genutzt werden. Doch dafür müssen sie sich den geltenden Nutzungsbedingungen beugen. Viele Unterkunftsplattformen verlangen Provisionen von bis zu 30 Prozent, die deutlich über den marktüblichen Abgaben für die Vermittlungsleistungen traditioneller Reiseveranstalter liegen. Zusätzlich verlangen sie oft eine sogenannte Bestpreisgarantie: Die Hotels dürfen auf ihren Websites ihre Zimmer nicht günstiger anbieten als auf booking.com. So streicht die Plattform große Provisionen ein und drückt die Preise, während die kleinen Betriebe das unternehmerische Risiko allein schultern müssen. Auch bei Bewertungsportalen wie TripAdvisor bestimmen undurchsichtige Algorithmen zunehmend, welche Anbieter am meisten von den Plattformen profitieren.
Viele Länder des Globalen Südens setzen stark auf den Tourismussektor als Motor für wirtschaftliche Entwicklung. In der Hoffnung, ihre Länder prominenter auf der touristischen Landkarte zu platzieren und zusätzliche Einnahmen zu generieren, lassen sie die touristischen Plattformen gewähren ‒ ohne ihnen klare Regeln zu setzen. Doch Regierungen müssen die langfristigen gesellschaftlichen Folgen in den Blick nehmen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Geschäftsmodelle der Plattformen die Rechte ihrer Bürgerinnen und Bürger nicht verletzen und die Interessen und Bedürfnisse der kleineren Tourismusakteure nicht unter den Tisch fallen.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.
100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.
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