Ein Mann verteilt Pflanzenschutzmittel auf einem Reisfeld
Doppelstandards

Bayer-Monsanto verkauft Pestizide ohne Warnhinweise

In der EU gelten klare Regeln für den Verkauf von Pestiziden, etwa Warnhinweise auf mögliche Gesundheitsschäden. Während sich Chemie-Konzerne wie Bayer-Monsanto daran in Deutschland halten, sparen sie sich solche Informationen in Indien.

Doppelstandards bei Pestiziden

Viele der Pestizide, die im Globalen Süden auf den Feldern landen, kommen aus Europa. Der deutsche Chemiekonzern Bayer-Monsanto vertreibt zum Beispiel im asiatischen Raum Pestizide, die die Weltgesundheitsorganisation WHO als hochgefährlich eingestuft hat, etwa Triazophos. In der EU und Nordamerika sind diese Mittel verboten. Sie können Hautausschläge und Kopfschmerzen auslösen, Fieber und Atemprobleme oder sogar Krebs. Doch auch bei hier verkäuflichen Pestiziden hat das Unternehmen Doppelstandards.

Barfuß Pestizide versprühen

Nach den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, deren Einhaltung die Bundesregierung von den Unternehmen im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte fordert, soll Bayer negative Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeit auf die Menschenrechte verhindern. Was das für den Vertrieb von Pestiziden bedeutet, erklärt die Welternährungsorganisation FAO im International Code of Conduct on Pesticide Management: Unternehmen müssen auf der Packung in der jeweiligen Landessprache vor den Gefahren warnen, die Anwenderinnen und Anwender im sicheren Umgang schulen und auf die Notwendigkeit von Schutzkleidung hinweisen.

Brot für die Welt und seine indischen Partnerorganisationen haben festgestellt, dass Bayer-Monsanto und der Schweizer Konzern Syngenta beim Vertrieb ihrer Pestizide in der Provinz Punjab keine dieser Vorgaben erfüllen. So werden Warnhinweise nicht in die Landessprachen übersetzt oder fehlen ganz. Bayer-Monsanto zum Beispiel warnt in Europa bei dem Pilzgift Nativo vor den Gefahren für ungeborene Kinder, in Indien nicht. Außerdem verwenden indische Bauern nur selten Schutzkleidung. Sie versprühen die Pestizide in der Regel in Alltagskleidung, oft barfuß, und sind den Giften somit schutzlos ausgeliefert sind. Eine Umfrage hat gezeigt, dass keinem der befragten Bauern die beim Verkauf von Pestiziden vorgeschriebene Sicherheitsschulung angeboten worden war.

Staaten müssen Menschen schützen

Gegen diese Verstöße von Bayer-Monsanto und Syngenta hat Brot für die Welt bereits 2015 bei der FAO Beschwerde eingereicht, zusammen mit anderen Organisationen. Leider blieb diese Beschwerde folgenlos: Die FAO beschränkte sich 2017 im Abschlussbericht darauf, die Unternehmen zum Dialog mit Nichtregierungsorganisationen und Regierungen aufzurufen. Das Beschwerdeverfahren zeigt, wie schwer es für Betroffene ist, die Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen. Daher sind auch Staaten in der Pflicht: Im Fall Bayer-Monsanto müssen sowohl Deutschland als auch Indien dafür sorgen, dass Pestizid-Hersteller, Zwischenhändler und Plantagen-Betreiber ihre Sorgfaltspflichten einhalten und die Menschen vor Vergiftungen schützen.

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