Was es heißt, im digitalen Zeitalter auf der Flucht zu sein
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Es sind weltweit mehr Menschen auf der Flucht als jemals zuvor. Abschottung soll dagegen helfen, doch die schürt Missgunst und Gewalt. Geflüchteten helfen und Fluchtursachen bekämpfen ist die menschliche Antwort auf Flucht und Vertreibung, und hat mehr Aussicht auf Erfolg.
Laut UN-Flüchtlingshilfswerk gab es noch nie so viele Flüchtlinge wie 2023. Auch in Deutschland haben in den vergangenen Jahren mehr Menschen Zuflucht gesucht, doch gemessen an den insgesamt mehr als 114 Millionen Flüchtlingen kommen nur wenige nach Europa. Mehr als die Hälfte bleiben als Vertriebene im eigenen Land, die anderen suchen Schutz im Ausland. Davon fliehen die meisten in Nachbarländer ihrer Heimat. Insgesamt leben ungefähr 88 Prozent der Flüchtlinge in Entwicklungsländern des Globalen Südens.
Hintergründe und Zahlen zu Flüchtlingen
Die knapp 63 Millionen Binnenvertriebene leben vor allem in:
Von den 41 Millionen Flüchtlingen kommen die meisten aus:
Von den 41 Millionen Flüchtlingen flohen die meisten in diese Länder:
Kriege und gewalttätige Konflikte sind die häufigste Fluchtursache. Allein die Kriege in der Ukraine und dem Südsudan haben zu etwa zwölf Millionen zusätzlichen Geflüchteten geführt. Weitere Fluchtgründe sind Naturkatastrophen, die durch die menschengemachte Klimakrise häufiger auftreten und heftiger sind, und so immer mehr Menschen zu Flüchtlingen machen. Verfolgung aufgrund des Geschlechts und der Religion sind ebenfalls häufige Fluchtursachen.
Die vier häufigsten Fluchtursachen
Das Heidelberger Institut für Konfliktforschung zählt für den jüngsten Untersuchungszeitraum 216 gewalttätige Konflikte. Dazu zählen 21 Kriege, etwa in Syrien, der Ukraine und Südsudan. Hinzu kommen 21 begrenzte Kriege wie der Drogenkrieg in Mexiko und kriegerische Zusammenstöße von Milizen und Militär in der DR Kongo, Mosambik und Sudan. (Zahlen von 2022, HIIK)
Immer mehr Menschen sind wegen des Klimawandels von Wüstenbildung, Überschwemmungen oder Dürre betroffen, und die Katastrophen werden immer häufiger und heftiger. Im Jahr 2022 mussten dadurch rund 32 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen. Der Großteil konnte wieder zurückkehren, doch etwa 9 Millionen von ihnen leben dauerhaft als Klima- und Umweltflüchtlinge im eigenen Land. (Quelle: Internal Displacement Monitoring Center)
Als geschlechtsspezifische Verfolgung gelten nach den Vereinten Nationen sexuelle Gewalt, Bildungsverbot, Zwangsabtreibung, Zwangssterilisierung oder die weibliche Genitalverstümmelung. Häufig findet die geschlechtsspezifische Verfolgung im Privaten statt, Staaten können oder wollen die Betroffenen nicht davor schützen, was sie zur Flucht zwingt.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte schreibt in Artikel 18 die Religionsfreiheit fest, doch Millionen Menschen werden aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Aktuell betrifft das die Rohingya in Myanmar und vor Kurzem die Jesiden im Irak. In Indien gibt es immer wieder tödliche Ausschreitungen gegen Muslime, in Nigeria gegen Christen und gemäßigte Muslime.
Seit 2014 sind rund 65.000 Menschen auf der Flucht gestorben, die Dunkelziffer liegt weit höher. Der Tod ist die schlimmste Gefahr für Flüchtlinge, aber nicht die einzige. Da Menschen auf der Flucht häufig als Rechtlose behandelt werden und sich in vielen Ländern vor der Polizei verstecken müssen, nutzen Kriminelle diese Notsituation brutal aus. Schleuser lassen sich teuer bezahlen für den heimlichen Transport über eine Grenze, doch der ist nicht sicher. Immer wieder sinken marode und überfüllte Boote im Mittelmeer, ersticken Menschen in luftdichten Kühllastern auf der Balkanroute oder verdursten auf einem Irrweg in der Wüste zwischen Mexiko und den USA.
Andere Flüchtlinge werden um ihr Geld geprellt, beraubt, in europäische Bordelle verschleppt oder in einem Transitland gefangen gehalten, damit die Familien Lösegeld an die Erpresser zahlen. Hinzu kommen unzählige Formen körperlicher Gewalt durch Kriminelle und Sicherheitspersonal, auch durch Frontex-Beamte, Gewalt unter Flüchtlingen selbst, Unfälle und Krankheiten.
In der EU und in Deutschland ist zurzeit Abschottung das bestimmende Thema in der Flüchtlingspolitik. Sicher gibt es Probleme bei der Aufnahme von Flüchtlingen und die Frage nach der Kapazität muss immer neu gestellt und tatkräftig beantwortet werden. Doch Abschottung ist nicht möglich, weder mit Blick auf die geltenden Gesetze noch auf die Realität. Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten, und sie fliehen zu einem kleinen Teil nach Europa und Deutschland. Deutschland stellt sich seiner Verantwortung und leistet seinen Beitrag zum Schutz von Notleidenden, nur nicht klaglos. Dabei wäre das für alle Beteiligten wesentlich angenehmer. Außerdem müssen Deutschland und die EU konsequent Fluchtursachen bekämpfen, sodass in Zukunft weniger Menschen fliehen müssen.
Entwicklungszusammenarbeit kann dazu beitragen Fluchtursachen zu verringern, indem sie Armut bekämpft, Frieden fördert, die Menschenrechte stärkt und die Lebensbedingungen generell verbessert. Dem steht entgegen, dass die europäische Wirtschafts- und Klimapolitik teilweise sogar Krieg und Armut fördern, auch durch Waffenexporte. Dadurch schaffen Deutschland und die EU ganz direkt neue Fluchtursachen und Migration, anstatt sie zu beheben. Es ist also nicht damit getan, die Menschen in ihren Heimatländern zu unterstützen, sondern die Politiker in Berlin und Brüssel müssen endlich die Augen aufmachen und umdenken.
Damit Menschen auf der Flucht besser geschützt sind, setzen wir uns zusammen mit Partnerorganisationen für die Rechte von Flüchtlingen ein und unterstützen sie entlang der Fluchtrouten. Dafür arbeiten wir zum Beispiel mit der nigerianischen NGO Alarm Phone Sahara zusammen. Die Auslagerung des Flüchtlingsschutzes an die Türkei oder afrikanische Länder lehnen wir ab. Unsere Schwesterorganisation Diakonie Katastrophenhilfe leistet humanitäre Soforthilfe für notleidende Flüchtlinge vor Ort. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, dass Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht, versorgt und medizinisch behandelt werden, dass Kinder in die Schule gehen und Erwachsene anständig bezahlte Arbeit finden.
Damit Menschen gar nicht erst zu einer lebensgefährlichen Flucht gezwungen sind, fördern wir zivile Konfliktbearbeitung und beugen so Gewalt vor. Deutsche Rüstungsexporte in Krisenregionen müssen die Ausnahme sein und Nahrungsmittelspekulation gehört verboten. Wir unterstützen zahlreiche Projekte vor Ort, etwa zur Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und der Bildung, oder zur Anpassung an den Klimawandel. So tragen wir zusammen mit unseren Partnern zur Verbesserung der Lebensbedingungen in Entwicklungsländern bei und leisten einen wichtigen Beitrag, um Fluchtursachen zu beheben.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um sich mit viel oder wenig Zeit für Flüchtlinge zu engagieren und ihnen die Ankunft in Deutschland zu erleichtern. Diakonische Beratungsstellen für Flüchtlinge und Migranten informieren Sie gerne, wie Sie vor Ort helfen können. Informieren sie sich über die Situation von Flüchtlingen, in ihren Herkunftsländern, im Transit und den Zielländern. Setzen sie sich mit den Ursachen auseinander, die Menschen zu Flüchtlingen machen, und unterstützen Sie eine Politik, die sich für Menschenrechte, Frieden und soziale Gerechtigkeit weltweit einsetzt.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.
100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.
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