Vor dem Klima auf der Flucht
Der Klimawandel verändert die Welt. Schon lange richtet Brot für die Welt sein Augenmerk auf diejenigen, die von den Veränderungen am stärksten betroffen sind. Das sind zumeist Menschen, die in den Ländern des Südens ohnehin unter Armut und Not leiden.
Extremes Wetter macht obdachlos
Immer mehr Menschen weltweit sind von der zunehmenden Wüstenbildung, dem Anstieg des Meeresspiegels, von Überschwemmungen oder Dürre betroffen. Auch die Zahl extremer Wetter-Ereignisse nimmt zu. Insbesondere in den Ländern des südlichen Afrikas, in Asien oder Mittel- und Südamerika ereignen sich Katastrophen häufiger und mit zunehmender Heftigkeit. Überschwemmungen, Sturmfluten oder anhaltende Dürren treffen hier oft auf besonders arme und verwundbare Regionen und Menschen, denen es an Möglichkeiten und Mitteln fehlt, sich vor den Gefahren angemessen zu schützen oder sich an sie anzupassen.
Steigende Zahlen
Nach Angaben des International Displacement Monitoring Centre mussten infolge extremer Wetterereignisse im Jahr 2020 etwa 30 Millionen Menschen weltweit ihr Zuhause verlassen. Der Großteil konnte wieder zurückkehren, doch sieben Millionen von ihnen leben dauerhaft als Klima- und Umweltflüchtlinge im eigenen Land.
Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützen Betroffene gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen durch Katastrophenvorsorge und Anpassungsmaßnahmen. Denn extreme und unvorhersehbare klimatische Bedingungen zerstören nicht allein das Dach über dem Kopf oder die lokale Infrastruktur, sie wirken sich auch stark auf Fischerei und Landwirtschaft aus, die die Existenzgrundlage vieler besonders verletzlicher Menschen bilden. Gleichzeitig setzt sich Brot für die Welt auch auf nationaler und internationaler Ebene mit Lobby- und Advocacy-Arbeit für die Rechte der Menschen ein, die von Umweltveränderungen und Katastrophen besonders betroffen sind. Brot für die Welt tritt dafür ein, dass Umwelt und Klimaveränderungen durch die globale Erderwärmung international als Fluchtursachen anerkannt werden. Es braucht effektive, rechtlich verbindliche Schutzmechanismen auf nationaler Ebene und über internationale Grenzen hinweg.
Wer besonders gefährdet ist
Klimawandel und Wetterextreme sind wichtige Triebkräfte für Migration und Flucht. Wenn Hitzewellen ganze Regionen austrocknen und der Regen ausbleibt oder zu heftig auftritt, ist das Überleben vieler Menschen gefährdet. Ernten werden vernichtet und Wasser wird vielerorts zum knappen Gut. Ganze Inselstaaten sind durch den steigenden Meeresspiegel vom Verschwinden bedroht, Küstenregionen leiden unter häufigeren und heftigeren Überschwemmungen. Besonders Leidtragende sind oft die ohnehin Armen und Marginalisierten in Entwicklungsländern, deren Widerstands- und Anpassungsfähigkeiten begrenzt sind.
Eine verlässliche Aussage darüber, wie viele Menschen in Zukunft aufgrund der Klimawandelfolgen in die Flucht gezwungen werden, ist schwer möglich. Denn Klima und Umweltveränderungen sind selten der einzige Grund, das Lebensumfeld zu verlassen. Ursachen dafür können zum Beispiel auch der fehlende Zugang zu Land und zu Bildungs- oder Gesundheitsdienstleistungen oder mangelnde Einkommensmöglichkeiten sein. Der Klimawandel verstärkt all diese Gründe.
Rechtliche Anerkennung fehlt
Menschen, die aufgrund von Klimawandelfolgen gezwungen sind, wegzuziehen, werden in der Genfer Flüchtlingskonvention nicht berücksichtigt. Sie haben keinen internationalen Anspruch auf Schutz oder Unterstützung. Doch Schutzrechte für die Betroffenen von klima- und umweltbedingter Flucht sind dringend notwendig – für Verbesserungen der Rechtssituation und Lebensbedingungen der Geflüchteten. Doch eine Erweiterung der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) oder eine neue Konvention für Klimaflüchtlinge sind unwahrscheinlich, weil es am politischen Willen fehlt.
Dieser Erkenntnis trug die Nansen-Initiative Rechnung, die 2015 eine Agenda zu dem Thema erarbeitete. Die Agenda bietet praktische Handlungsempfehlungen für den konkreten Umgang mit Entwurzelten und verknüpft humanitäre Hilfe, Menschenrechte, Flüchtlingsschutz, Migration und Anpassung, Risikominderung und Entwicklung. Vor diesem Hintergrund entstand im Mai 2016 die „Platform on Disaster Displacement“. Ziel dieser Plattform ist es, die Empfehlungen der Nansen-Initiative in die Tat umzusetzen. Die Plattform bringt Regierungen, internationale Organisationen wie das UN-Flüchtlingswerk, Forschende und NGOs zusammen.
Vorsorge und Entwicklung
Nicht alle, die unter den veränderten Wetterbedingungen leiden, können es sich leisten, sich selbst und ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Um größere Distanzen zurücklegen zu können, braucht es vor allem Ressourcen, über die viele der Betroffenen aufgrund von Armut und Ausgrenzung gar nicht verfügen. Kinder, Frauen, alte und kranke Menschen sind besonders häufig gezwungen zu bleiben.
Um die Betroffenen zu unterstützen, müssen zunächst Risikogebiete und besonders gefährdete Haushalte identifiziert werden. Sie müssen in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die Klimawandelfolgen gestärkt werden, zum Beispiel mit dürreresistentem Saatgut oder Deichen. Wo die Schäden und Verluste durch den Klimawandels zu groß sind, brauchen die Menschen zum Beispiel Hilfe bei der Umsiedlung. Wichtig ist bei all diesen Maßnahmen, die Betroffenen nicht nur zu informieren, sondern zu beteiligen.
Was Brot für die Welt fordert
Um die negativen Folgen des Klimawandels zu bremsen, muss an erster Stelle die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius begrenzt werden. Dazu ist die drastische Minderung der Treibhausgasemissionen unverzichtbar.
Humanitäre Hilfe muss als kurz- und mittelfristiges Instrument zum Überleben akuter Krisen und Notlagen gestärkt sowie ein Übergang zu struktureller Entwicklung und Anpassung ermöglicht werden. Für Anpassungsstrategien in besonders betroffenen Ländern ist neben finanzieller auch technische Unterstützung nötig. Wichtig sind Entwicklungsprogramme, die die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Betroffenen stärken. Auch Migration muss als legitime und in vielen Fällen existenzielle Anpassungsstrategie akzeptiert werden.
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148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.
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