Was unsere Ernährung prägt
Unser Essverhalten wird durch unsere Biografie und Kultur bestimmt: Durch die Menschen, mit denen wir zusammenleben, durch unser Umfeld in der Kita, Lebensmittelläden oder Werbung und durch die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen – Zeit, Geld und Angebot. Die Grundlagen dafür werden in der Kindheit gelegt.
Kinder lernen von Vorbildern: Was und wie in ihren Familien gegessen wird, ist für sie normal. Isst die Familie gemeinsam? Gibt es eine entspannte und kommunikative Atmosphäre? Kommt sonntags eine Tiefkühlpizza, ein Braten oder ein Gemüseeintopf auf den Tisch?
Vorlieben auf dem Teller sind geprägt
Die Wiederholung beeinflusst die Ernährungssozialisation: Kommt etwas Neues auf den Speisetisch – zum Beispiel Frucht oder Gemüse – so wird dies zunächst oft abgelehnt. Wiederholtes Anbieten auch in Variationen kann die Vorlieben jedoch verändern. Individuelle Vorlieben resultieren auch aus dem eigenen Kulturkreis. Hier wird unter anderem bestimmt, was als geeignete Nahrung gilt und was nicht. Was wird als besonders schmackhaft erlebt? Wie wird Essen zubereitet und angerichtet?
In diesem Zusammenhang spielt es eine Rolle, dass Essen eben nicht nur die physiologische Funktion erfüllt, Hunger oder Durst zu stillen. Vielmehr dient Essen auch der psychischen Stabilisierung und sozialen Integration. Wird in der Kindheit Essen beispielsweise als Belohnung oder Strafe eingesetzt, wird dies von dem Kind als Muster abgespeichert. Auf diese Weise können sich Mechanismen entwickeln, die Essen mit spezifischen emotionalen Bedürfnissen verknüpfen (zum Beispiel: Immer essen, wenn man traurig ist).
Sozialisation und Ernährungsverhalten
Verschiedene Studien belegen den Zusammenhang zwischen Sozialisation und Ernährungsverhalten: Wenn Kinder erfahren, dass sie beim Essen mitbestimmen dürfen und wenn sie erwachsene Vorbilder beim Konsum von Gemüse oder Obst erleben, dann sind sie im späteren Leben besser in der Lage, sich abwechslungsreich zu ernähren oder gesunde Produkte auszuwählen. Das trifft sowohl auf die Menge zu, die sie essen, als auch die Lebensmittel an sich. Starke Reglementierungen hingegen wirken eher negativ.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der das Ess- und Ernährungsverhalten prägt, ist die soziale Situation, in der Menschen leben. Sie zeigt sich in der bewussten Abgrenzung durch ein bestimmtes Essverhalten, zum Beispiel in Form eines veganen oder vegetarischen Lebensstils. Zudem wirkt sich das soziale Umfeld auf das Konsumverhalten aus, speziell bei sozial schwächeren Gruppen. Schnell kommen Fragen auf wie: Welche Lebensmittel können wir uns leisten? Können wir uns Fair Trade oder Bio leisten? Wenig Geld zur Verfügung zu haben, bedeutet nicht nur, weniger Handlungsspielräume beim Einkaufen zu haben. Es bedeutet laut Studien häufig auch, dass Menschen geringere Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Zubereitung und weniger Wissen über gesunde Ernährung haben, wie etwa der Ernährungspsychologe Christoph Klotter beschreibt.
Die besondere Rolle der Kita für die Ernährungsbildung
Unser Ernährungsverhalten wird von einem komplexen Geflecht aus Identität und Lebenssituation beeinflusst. Gerade deshalb wird jede offensichtliche Einmischung von außen schnell als negativ erlebt. Gleichzeitig ist gesundes Essen keine rein private Angelegenheit: So unterliegen Anbieter von Speisen, die sie an Dritte verkaufen, Marktstrukturen. Sie wollen und müssen Gewinne erwirtschaften. Hier ist der Staat gefordert, weitsichtige Regelungen zu schaffen, die gesundes Essen jenseits der Mechanismen des freien Marktes fördern. Insofern ist es auch Aufgabe der Kita, einen Handlungsrahmen zur Ernährungsbildung zu schaffen, der neue Möglichkeiten bietet und von individuellen Potenzialen ausgeht. Das Stichwort lautet hier: „lustvolles Entdecken.“
Die Kita eröffnet neue Ernährungsperspektiven
In der Kita bekommen Kinder die Chance, ein anderes System als das ihrer eigenen Familie kennenzulernen. Hier haben sie die Gelegenheit, neue Erfahrungen in Bezug auf Ernährung zu machen sowie andere Erwachsene und Kinder als Vorbilder zu erleben. Sie lernen in der Gemeinschaft.
Darüber hinaus hat die Kita nach dem Achten Sozialgesetzbuch (SGB) § 22 (2) den Auftrag, „die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern“ sowie „die Erziehung und Bildung in der Familie zu unterstützen und zu ergänzen“. Damit dies gelingt, müssen Lern- und Bildungsprozesse für Kinder auch zur Ernährung angestoßen werden. Denn wenn Kinder rund ums Essen etwas neu lernen, müssen sie auch die Übertragung auf eine neue Situation erst erlernen.
Bildungsanlässe in der Kita
Bildungsanlässe in der Kita sollten genau hier ansetzen und Kindern durch die aktive Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ermöglichen, ihre eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Vorstellungen zu erweitern: Denn nur durch Dialog und Beteiligung entwickeln Kinder eigene Werte und Orientierung und beginnen, aktiv über Familien- und Kita-Werte nachzudenken– auch im Hinblick auf Essen und Ernährung. Kitas sind somit gefordert, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das nachhaltige und gesunde Ernährung für Kinder von Anfang an positiv erfahrbar macht.
Was heißt gesunde Ernährung?
Gesunde Ernährung zielt auf den einzelnen Menschen, also seine Gesundheit und sein Wohlbefinden, ab. Ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung heißt, dass der Energiehaushalt und Stoffwechsel sich in Einklang befinden. Körperliches Wohlbefinden wird erzeugt, indem der Körper mit ausreichend Energie, Vitaminen, Mineralien etc. für den Erhalt seiner Funktionen versorgt wird. So wird Fehlernährung vermieden.
Was heißt nachhaltige Ernährung?
Nachhaltige Ernährung umfasst ebenfalls den einzelnen Menschen und seine Essgewohnheiten, bezieht jedoch das lokale und globale Umfeld mit ein. Wer sich nachhaltig ernährt, will sich gesund ernähren, ohne die Umwelt unnötig zu belasten. Die Nahrungsmittel müssen also ökologisch und sozial gerecht produziert sein. Nachhaltige Ernährung bedeutet auch eine weltweit faire Verteilung der Nahrungsmittel heute und in Zukunft.
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