Serbien

Ausbeutung Made in Europe

In osteuropäischen Textilfabriken produzieren Arbeiterinnen und Arbeiter unter miserablen Bedingungen Kleidung für den deutschen Markt. Wir haben mit einer ehemaligen Arbeiterin aus Serbien gesprochen und zeigen in einer Studie, was die Situation verbessern kann.

Arbeit unter miserablen Bedingungen

Bis zu 16 erzwungene unbezahlte Überstunden pro Woche, ungeheizte Fabrikhallen im Winter, mit Flöhen verseuchte Stoffe und enorme Mengen an Staub, die an den Arbeitsplätzen das Atmen erschweren: Ilka Jovanovic (Name geändert), eine ehemalige Textilarbeiterin, möchte uns nur anonym von den Zuständen in der serbischen Textilfabrik berichten, für die sie gearbeitet hat. Dort wird für internationale Marken produziert, auch für den deutschen Markt. „Gearbeitet habe ich montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr und musste oft die ganze Zeit stehen. Auf die Toilette durften wir nur mit Erlaubnis der Vorarbeiter – manche waren strenger als andere“, erzählt die Arbeiterin.

Projektfilm: Textilproduktion in Serbien

Studie: Textilsektor in Osteuropa

In zahlreichen Ländern Osteuropas profitieren Textilfirmen von der finanziellen Not der Menschen und beuten sie aus. Eine gemeinsamen Studie von Brot für die Welt und der Clean Clothes Campaign deckt die Menschenrechtsverletzungen in der Produktion für deutsche Marken auf. Die Bedingungen, die Ilka Jovanovic schildert, sind weder mit internationalen Arbeitsstandards, noch mit serbischen Gesetzen vereinbar: Es sind maximal acht Überstunden pro Woche erlaubt. Außerdem reichen die umgerechnet 200 Euro Nettolohn nicht, um eine Familie zu ernähren. Trotzdem sind Berichte wie ihrer keine Seltenheit. Warum lassen sich trotz dieser Bedingungen viele Menschen auf die Jobs in den Textilfabriken ein? Ilka Jovanovic berichtet, dass die Konzerne vor allem junge Menschen aus ärmlichen Verhältnissen ansprechen, die auf jeden Job angewiesen sind und es sich nicht leisten können, die Arbeitsbedingungen in Frage zu stellen. 

Wie unsere Partner helfen

Das Zentrum für Emanzipationspolitik (CPE), eine Partnerorganisation von Brot für die Welt, unterstützt Arbeiterinnen dabei, sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen zu wehren. Bojana Tamindzija ist die nationale Koordinatorin der Kampagne für saubere Kleidung des CPE. „In erster Linie geht es uns darum, dass Firmen die grundlegenden Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern respektieren“, berichtet sie. Das CPE sammelt Informationen zu Arbeitsbedingungen im ganzen Land. Es macht Menschenrechtsverletzungen öffentlich und klärt Arbeiterinnen und Arbeiter über ihre Rechte auf.

Wie ein Lieferkettengesetz helfen würde

Deutsche Konzerne sind nicht direkt in Menschenrechtsverletzungen in der Textilproduktion verwickelt. Aber unsere Studie zeigt: Auch deutsche Modelabels profitieren davon, dass ihre Zulieferer Arbeiterinnen und Arbeiter ausbeuten. Freiwillig ändern Unternehmen nichts an dieser Praxis. Wir fordern deshalb: Die Bundesregierung muss deutsche Unternehmen dazu verpflichten, ihre Lieferketten auf die Einhaltung von Menschenrechtsstandards zu überprüfen! Nur durch regelmäßige Berichte kann sichergestellt werden, dass menschenrechtliche Sorgfaltspflichten eingehalten werden. Ein Lieferkettengesetz, das einen gemeinsamen rechtlichen Rahmen für alle Konzerne schafft, würde Betroffenen wie Ilka Jovanovic die Möglichkeit geben, sich vor deutschen Gerichten zu wehren.

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