Moderatorin, Mahnerin, Visionärin
Agnes Abuom wuchs im Nordwesten Kenias mit vier Brüdern in einer religiösen Familie auf. Die Mutter war Protestantin, der Vater Katholik. Agnes besuchte die Missionsschule, ihre Mutter arbeitete in der Gemeindeentwicklung. Jahrzehnte später, im November 2013, wird Agnes Abuom einstimmig zur Vorsitzenden des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gewählt – als erste Frau und erste Afrikanerin. Im Mai 2023 ist sie verstorben.
Soziale Gerechtigkeit und Glaube als Einheit
Ihr Glaube und politisches Denken prägen sie früh. Soziale Gerechtigkeit und Glaube gehören für sie zusammen. „Ich finde, sie haben sich gegenseitig sogar bestärkt und mein Glaube blieb stark trotz meiner sozialistischen Überzeugungen“, sagt sie 2009 in einem Interview. Nach der Highschool beginnt sie, an der Universität von Nairobi zu studieren. Politische Spannungen weltweit sind auch in Nairobi spürbar, ein zentrales Thema ist die Situation im südlichen Afrika.
Als sie wegen ihres politischen Engagements bedroht wird, entscheidet sie sich 1976, Kenia zu verlassen. In Schweden findet sie Zuflucht. An der Universität Uppsala schließt sie ihr Studium der Philosophie, Entwicklungspolitik und Geschichte mit einer Doktorarbeit über „Die Rolle von Nichtregierungsorganisationen in der Entwicklung“ ab.
ÖRK-Präsidentin für Afrika
Erst 1989, nach Einsätzen für den ÖRK im Sudan und in Simbabwe, kehrt Agnes Abuom nach Kenia zurück – und wird wegen ihres Engagements für Menschenrechte einige Monate ins Gefängnis gesperrt. Danach beruft die Anglikanische Kirche Kenias sie in die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden.
Agnes Abuom erarbeitet Bildungsprogramme, die bald von anderen Kirchenräten in Afrika übernommen werden. Bei der Vollversammlung 1998 in Harare wird sie zur ÖRK-Präsidentin für Afrika gewählt. Unermüdlich engagiert sie sich für Frieden und Gerechtigkeit, so im Süd-Sudan, in Nigeria und Burundi. Es gelingt ihr, ökumenische und interreligiöse Initiativen und Institutionen miteinander ins Gespräch zu bringen, etwa muslimische und christliche Anführer am Horn von Afrika.
Wichtige Partnerin für Brot für die Welt
Sie gründet TAABCO Research and Development Consultants, ein Netzwerk von Entwicklungsorganisationen in Kenia, berät kenianische und internationale Organisationen in Entwicklungsfragen und koordiniert soziale Aktionsprogramme in ganz Afrika. Jahrzehntelang ist sie eine wichtige Partnerin für Brot für die Welt, in der Zusammenarbeit mit dem ÖRK und als Beraterin für Partnerorganisationen.
Frieden von unten nach oben als Ziel
Agnes Abuom war überzeugt: „In den nächsten 40 Jahren müssen wir die vorherrschende Ideologie des Konsumismus bekämpfen, mit der einige wenige aufgrund ihrer Habgier Mutter Erde zu einem Instrument der Ausbeutung gemacht haben.“ Die Wirtschaft müsse so verändert werden, „dass sie Menschen nicht nur als Ware betrachtet und ein Prozent der Bevölkerung nicht auf Kosten der restlichen 99 Prozent die Ressourcen kontrolliert.“
Frieden müsse von unten nach oben aufgebaut werden: „Wir brauchen eine Friedensordnung, die inklusiv und gerecht ist.“ Sie forderte, die Ursachen von Kriegen und bewaffneten Konflikten anzugehen. Auch an die deutsche Regierung richtete Agnes Abuom ihre Botschaft: „Die deutsche Außenpolitik muss mutig vorangehen und Militarisierung und Aufrüstung stoppen.“
Vorkämpferin zur Stärkung von Frauen
Eine wichtige Rolle für eine friedliche Zukunft spielen laut Agnes Abuom die Frauen: „Die Stärkung der Frauen ist ein Muss auf dem Weg zu einer friedlichen und nachhaltigen Zukunft.“ Sie engagierte sich gegen Gewalt gegen Frauen und forderte, dass jedes Mädchen, jede Frau Zugang zu Bildung, Gesundheitsvorsorge und angemessener Arbeit haben müsse. Frauen müssten in politische Entscheidungsprozesse, Konfliktvermittlungen und in Friedensverhandlungen einbezogen werden.
Als sie Papst Franziskus bei seinem Besuch des ÖRK in Genf an einem Donnerstag im Juni 2018 trifft, trägt sie Schwarz. Aus Ehrerbietung gegenüber dem Oberhaupt der katholischen Kirche, aber vor allem, um ein Zeichen zu setzen: „Wir tragen Schwarz, weil heute Gewalt gegen Frauen und Vergewaltigung zu den größten Sünden gehören.“
Würde für alle
„Thursday in black“ ist eine Kampagne, die der ÖRK vor zwanzig Jahren ins Leben gerufen hat: Donnerstags tragen Mitarbeiterinnen kirchlicher Organisationen Schwarz, um gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu protestieren. Agnes Abuom, Mutter von zwei Töchtern, hatte eine Vision: „Ich träume von einer Welt, in der die Würde jedes Mannes und jeder Frau gesichert ist.“
Agnes Abuom verstarb am 31. Mai 2023 im Alter von 73 Jahren.
Jetzt spenden Unterstützen Sie uns
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.
100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.
100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.