Unermüdlicher Kämpfer gegen sexuelle Gewalt

Seit mehr als 25 Jahren ist der Gynäkologe Denis Mukwege leitender Chirurg des Panzi-Krankenhauses in Bukavu im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Hier behandelt er Mädchen und Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Während der Kongo-Kriege in den 1990er und 2000er Jahren wurden Frauen von Rebellengruppen und Soldaten systematisch vergewaltigt und misshandelt. Aber auch heute noch ist sexuelle Gewalt in der DR Kongo weit verbreitet.

Während Familie und Gesellschaft Überlebende sexueller Gewalt oft ausgrenzen und ihnen auch noch die Schuld für das Erlittene zuweisen, leistet das Panzi-Krankenhaus nicht nur medizinische, sondern auch psychologische Unterstützung. Zehntausende Frauen und Mädchen haben in den vergangenen Jahrzehnten dank der Arbeit von Denis Mukwege und seinem Team neue Kraft und Zuversicht gefunden. „Engel von Bukavu“ wird der Arzt deshalb genannt. Für seinen Einsatz wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Am 10. Dezember 2018 erhielt er – gemeinsam mit der jesidischen Aktivistin Nadia Murad – die wohl wichtigste Auszeichnung überhaupt: den Friedensnobelpreis.

Das Panzi-Krankenhaus in Bukavu ist seit seiner Gründung eng mit der Université Evangélique en Afrique (UEA) verbunden. Die Hochschule hat sich zu einer der führenden Universitäten in der Region entwickelt – auch dank der langjährigen Förderung durch Brot für die Welt. Als Vizedekan der medizinischen Fakultät verantwortet Denis Mukwege unter anderem die Facharztausbildung von angehenden Medizinerinnen und Medizinern.

Seit 2019 baut die Evangelische Universität in Afrika mit finanzieller Unterstützung von Brot für die Welt das „Kompetenzzentrum Denis Mukwege“ auf. Im Dezember 2022 wurde es mit einer internationalen Konferenz eröffnet. Das interdisziplinäre Forschungs- und Weiterbildungszentrum soll die Hintergründe sexueller Gewalt wissenschaftlich untersuchen. „Vergewaltigungen und ihre Folgen sind nach wie vor ein großes Tabu in unserer Gesellschaft“, sagt Denis Mukwege. „Ich bin überzeugt davon, dass das Zentrum einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, sexuelle Gewalt besser zu verstehen, zu behandeln, zu verhindern und letzten Endes auch zu beseitigen.“

Darüber hinaus will das Kompetenzzentrum auch die Diskriminierung von Frauen allgemein erforschen, Ansätze zu ihrer Überwindung erarbeiten und Veränderungen in der Gesellschaft anstoßen, die Frauen ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben ermöglichen. Und es bereitet Mädchen und junge Frauen gezielt auf vielfältige Führungspositionen vor. „Das Zentrum soll zu einem Ort werden, an dem sich Frauen und Männer aus der ganzen Welt über Frieden, Regierungsführung und sozialen Zusammenhalt austauschen, um aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft neu zu gestalten“, so Prof. Gustave Mushagalusa Nachigera, Rektor der Evangelischen Universität in Afrika.